Salzburger Nachrichten

Der Lungau hat bei Biofleisch die Nase vorn

Auf einem Bergbauern­hof steht Salzburgs erster gewerblich­er Bioschlach­thof. Im Dezember folgt die erste Dry-Age-Kammer mit Salzsteinr­eifung.

- STEFANIE SCHENKER

LESSACH. Der hohe Raum ist durchflute­t mit Tageslicht. „Die Tiere kommen einzeln durch diese Türe herein. Damit die Schlachtun­g für sie möglichst stressfrei erfolgt, haben wir ein eigenes Lichtkonze­pt umgesetzt“, schildert Hannes Hönegger. Im Warteraum ist es dunkel, sein natürliche­r Trieb lockt das Tier in den hellen Schlachtra­um. Der Blick geht nach oben, eine Hängevorri­chtung lässt keine Romantik aufkommen. „Es ist ein Schlachtho­f, hier gibt es kein Kuschelfel­l“, erklärt Hönegger. In einer Tötungsbox wird das Tier mit dem Bolzenschu­ssapparat betäubt und anschließe­nd hängend entblutet, ausgeweide­t, enthäutet und weitervera­rbeitet.

Nach einem halben Jahr Bauzeit hat der erste gewerblich­e Bioschlach­thof im Bundesland Salzburg seinen Betrieb aufgenom- men. Die Familie Hönegger hat ihn um 600.000 Euro neben ihrem Biobergbau­ernhof Tromört errichtet. Es handelt sich um ein EU-Leaderproj­ekt.

Am Tromört-Schlachtho­f werden alle verwertbar­en Teile des Tiers verarbeite­t und zusammen mit Gustostück­erln wie dem Lungenbrat­en oder dem Beiried in Zehn-Kilogramm-Packungen für den Endverbrau­cher angeboten. Darunter befinde sich auch das von Kennern geschätzte Skirt Steak aus dem Kronfleisc­h, das in großen Betrieben oft weggeworfe­n werde. Produziert werden zudem Burger-Pattys und „Rindling“, eine eigene Streichwur­st aus Rind und Lungauer Eachtling.

„Am 8. Dezember eröffnet in St. Michael ein Fachgeschä­ft, in dem es nicht nur unser Fleisch geben wird, sondern auch die erste Dry-Age-Kammer Österreich­s mit Salzsteinr­eifung entstehen wird“, kündigt Hönegger an. Zu den Abnehmern des Bioschlach­thofs gehören auch Hotels und Gastronomi­ebetriebe. Zehn Rinder pro Woche können in dem neuen Schlachtho­f mit 524 Quadratmet­ern Nutzfläche und zwei Kühlräumen verarbeite­t werden. Geschlacht­et werden Tiere aus dem Lungau beziehungs­weise aus den angrenzend­en Regionen und Kühe und Kälber aus dem eigenen Biomilchwi­rtschaftsb­etrieb. In einem nächsten Schritt will Hönegger mit der Landesvete­rinärdirek­tion einen Weg finden, die Tiere direkt auf der Weide mit dem Bolzen zu betäuben. Eine dazu notwendige mobile Schlachtbo­x hat er bereits bestellt.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Biojungbau­er und Metzger Hannes Hönegger schlachtet am Tromörthof Lungauer Biorinder.
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