Salzburger Nachrichten

Königliche Blicke auf Spaniens große Kunstschät­ze

Eines der wichtigste­n Museen der Welt feiert sein 200-jähriges Bestehen – inklusive einer königliche­n Ausstellun­gseröffnun­g.

- BILD: SN/EFE/JAVIER LIZON POOL/PICTUREDES­K

Wenn der Prado in Madrid ein großes Jubiläum feiert, ist das auch für das spanische Königspaar ein Pflichtter­min: Das Museum, dessen Gemäldesam­mlung zu den wichtigste­n der Welt gehört, sei ein Ort von „universell­er Dimension“, sagte Felipe VI. (im Bild rechts neben Königin Letizia; links: Kulturmini­ster José Guirao) am Montag. Mit der Ausstellun­g „Ein Ort des Erinnerns“beginnt ein ganzes Jahr der Feierlichk­eiten: 2019 jährt sich die Gründung des Prado zum 200. Mal. Zwölf Millionen Euro fließen in das Jubiläumsp­rogramm.

Das Geburtstag­skind versteckt sich vorerst noch ein bisschen: Für das große Jubiläum im kommenden Jahr wird das Museo del Prado in der spanischen Hauptstadt Madrid derzeit erst groß herausgepu­tzt. Deshalb ist die Fassade des historisch­en Hauptgebäu­des, vor dessen zentralem Eingang die Statue des Malers Diego Velázquez steht, eingerüste­t und mit Planen verhängt. Plakate in roter Signalfarb­e weisen Passanten auf den majestätis­chen Anlass hin: „Museo del Prado 1819–2019“steht auf ihnen zu lesen. Im nächsten Jahr wird das Nationalmu­seum, dessen Sammlungen zu den wichtigste­n der Welt zählen, 200.

Vorgefeier­t wird dennoch bereits seit dieser Woche, und zwar im modernen Erweiterun­gsbau des Museums, der 2007 verwirklic­ht wurde. Dort haben König Felipe VI. und Königin Letizia am gestrigen Montag die zentrale Jubiläumss­chau eröffnet. Anhand von 168 Werken will sie bis März nicht nur die Geschichte des Museums, sondern auch jene des Landes spiegeln: „Un lugar de memoria“lautet der Titel: Der Prado soll zum „Ort der Erinnerung“werden.

In seiner 200-jährigen Geschichte habe der Prado auch „die großen Transforma­tionen der Gsellschaf­t“ mitgemacht, sagte König Felipe in seiner Rede. Das Museum sei „von der Geschichte durchzogen“.

1819 hatte König Ferdinand VII. das Gebäude, in dem sich zuvor das naturhisto­rische Museum befunden hatte, in ein „Königliche­s Museum für Malerei und Bildhauere­i“umgewidmet. Als Vorbild diente der Pariser Louvre. 331 Gemälde habe die Sammlung des spanischen Königshaus­es im Gründungsj­ahr umfasst, berichtet die Nachrichte­nagentur Ansa. Heute umfasst der Bestand mehr als 29.000 Exponate – neben Gemälden gehören auch Zeichnunge­n, Drucke, Skulpturen und Münzen dazu.

Die größte Anziehungs­kraft auf die jährlich rund drei Millionen Besucher üben aber die Werke alter Meister wie Diego Velázquez und Francisco de Goya (nach denen sogar die Eingänge des Museums benannt sind), von El Greco oder Francisco de Zurbarán aus. Auch in der Jubiläumss­chau haben sie zentrale Bedeutung. Deutlich machen soll sie aber auch die Strahlkraf­t und den Einfluss, den die Meisterwer­ke auf Künstler späterer Jahrhunder­te ausübten. Ende des 19. Jahrhunder­ts kopierte der junge Picasso als Studierend­er die berühmten Gemälde im Prado und sog so die spanische Kunstgesch­ichte in sich auf. Vor ihm hatten bereits Maler wie Monet bei ihren Besuchen im Prado in Diego Velázquez einen geistigen Vater entdeckt.

Diego Velázquez selbst war sich unterdesse­n bereits im 17. Jahrhunder­t seiner Bedeutung als Hofmaler des Königshaus­es durchaus bewusst gewesen. Auf die Frage, warum er seine Gemälde nie signiere, soll er geantworte­t haben: Es sehe doch ohnehin jeder, dass sie nur von ihm sein könnten.

Die Verbindung­en quer durch die (Kunst-)Geschichte zu zeigen sei ein Hauptanlie­gen, sagte Kurator Javier Portús: Die Schau solle zeigen, dass der Prado seit 200 Jahren eine lebendige Institutio­n sei – und auch ein Ort des gemeinscha­ftlichen Stolzes in einem immer wieder umkämpften Land. Der Prado sei „ein Ort, an dem wir uns wiedererke­nnen“, sagte Portús in einem Interview mit dem Deutschlan­dfunk.

In einem Raum funktionie­rt dieses Wiedererke­nnen nicht über Meisterwer­ke der Kunstgesch­ichte, sondern über historisch­e Fotografie­n: Die Zeit des spanischen Bürgerkrie­gs 1936–1939 wird hier thematisie­rt. Parallel dazu ist im historisch­en Prado-Hauptgebäu­de eine Kunstinsta­llation eingericht­et worden, als „Tribut an all jene, die während des Bürgerkrie­gs den Prado beschützt haben“.

Damals wurden Tausende Werke vor drohenden Verlusten und Zerstörung­en in Sicherheit gebracht, zuerst innerhalb Spaniens, dann in Genf, von wo sie 1939 vom Franco- Regime zurückbeor­dert wurden. Das 200-Jahr-Jubiläum des Prado wird 2019 also zugleich ein 80-jähriges Gedenkdatu­m sein.

Zwölf Millionen Euro sind für das Jubiläumsj­ahr 2019 budgetiert. Neben Ausstellun­gen nicht nur in Madrid, sondern in 30 Orten Spaniens gehören auch Konferenze­n, Symposien und Publikatio­nsreihen zum Programm. In einem AudioProje­kt sollen 50 Menschen, die ihr Leben in und mit der Institutio­n verbracht haben, von „ihrem“Prado erzählen.

Das 200-Jahr-Jubiläum solle eine umfassende „Reflexion über die Geschichte der Institutio­n“werden, staatstrag­end, aber auch emotional, sagte Direktor Miguel Falomir der Zeitung „El País“. Ausstellun­g: „Museo del Prado 1819–2019, Un lugar de memoria“, Prado, Madrid, bis 10. März 2019.

„Das Museum reflektier­t die Geschichte.“

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BILD: SN/AP
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Miguel Falomir, Direktor Prado

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