Regierung begrüßt Soros-Universität in Wien
Die in Viktor Orbáns Ungarn nicht mehr erwünschte Privatuniversität startet 2019 in Österreich.
WIEN. In Ungarn massiv unter Druck, in Österreich höchst willkommen: Die Übersiedlung der von US-Investor George Soros gegründeten Central European University (CEU) von Budapest nach Wien steht bevor. Soros (88) traf Sonntagabend Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Gestern, Montag, besprach er mit Bildungsminister Heinz Faßmann „technische Fragen“des Standortwechsels: „Ich begrüße die Verstärkung des Universitätsstandorts Wien“, sagte Faßmann im Anschluss.
Bereits im Herbst 2019 sollen Lehrgänge am Areal des Wiener Otto-Wagner-Spitals angeboten werden. Erste Signale, dass man einem Wechsel der CEU nach Wien positiv gegenüberstehe, hatte es schon 2017 – damals noch vonseiten der rot-schwarzen Regierung – gegeben. Für die Privatuniversität mit rund 400 Mitarbeitern und rund 1500 Studenten aus rund 120 Ländern ist es seither immer ungemütlicher an ihrem Stammsitz in Budapest geworden: Der HolocaustÜberlebende und Milliardär Soros ist eine Hassfigur der rechtskonservativen ungarischen Regierung Viktor Orbáns und immer wieder Zielscheibe antisemitischer Verschwörungstheorien. Der Privatuniversität, deren Sitz in New York ist, deren Lehrbetrieb für Post-Graduate-Studien (Master und PhD in Rechtswissenschaften, Wirtschaft, Mathematik etc.) aber nur in Budapest stattfindet, sollte mit einem neuen Hochschulgesetz gezielt das Wasser abgegraben werden.
Die Unterstützung des Bundes für die Privatuni ist übrigens rein ideeller Natur, da ein Finanzierungsverbot für Privatuniversitäten besteht. „Das ist aber auch nicht notwendig“, betonte Faßmann. Für die Regierung, allen voran für Bundeskanzler Kurz, ist die Ansiedlung der Soros-Universität in Wien ein willkommener Anlass, um zu demonstrieren, dass man nicht mit der rechtsnationalen Regierung Ungarns in einen Topf geschmissen werden will – auch wenn man mitunter im Gleichschritt marschiert.
Verschwörungstheorien gegen Soros gab es übrigens auch von FPÖ-Seite: FPÖ-Clubchef Johann Gudenus sagte im April, es gebe „stichhaltige Gerüchte“, wonach Soros „gezielt Migrantenströme nach Europa“lenken würde. Das Treffen zwischen Kurz und Soros hat übrigens eine Welle von Hasspostings auf Twitter ausgelöst.