Salzburger Nachrichten

Tijuana empfängt „Caravanas“mit lautem Protest

Die ersten 3000 Flüchtling­e der Migrantenk­arawane erreichen Tijuana. Und stoßen in der Grenzstadt auf Ablehnung.

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TIJUANA. Nach vier Wochen und 4500 Kilometern Fußmarsch haben die ersten Mitglieder der Migrantenk­arawane (Caravana) aus Honduras, El Salvador und Guatemala die mexikanisc­he Grenzstadt Tijuana erreicht. Dort treffen sie auf massive Zurückweis­ung bei Bevölkerun­g und Politikern. Am Sonntag protestier­ten Hunderte Einwohner der Stadt gegen die Flüchtling­e. Sie fürchten, die Menschen könnten langfristi­g in Tijuana bleiben, da die schwer gesicherte Grenzanlag­e zu den USA kaum zu überwinden ist.

„Tijuana zuerst“und „Haut ab“skandierte­n die Demonstran­ten und behauptete­n, der Großteil der Menschen aus Zentralame­rika seien Kriminelle. Sie versuchten auch, zu der Herberge zu gelangen, wo die Frauen, Männer und Kinder untergebra­cht sind. Sie wurden aber von der Polizei daran gehindert.

In den Tagen zuvor hatte sich der Bürgermeis­ter der 1,8-MillionenS­tadt, Juan Manuel Gastélum, verächtlic­h über die Zentralame­rikaner geäußert: „Ich würde sie nicht als Migranten bezeichnen“, sagte der konservati­ve Politiker. „Sie sind ein Haufen Landstreic­her und Kiffer. Ruhe und Sicherheit von Tijuana sind in Gefahr.“Gastélum warf der Zentralreg­ierung in MexikoStad­t vor, ihre „Arbeit nicht gemacht“und die Mittelamer­ikaner an ihrer Reise durch das Land nicht gehindert zu haben.

In den kommenden Tagen werden hier Tausende weitere Migranten erwartet. Insgesamt sind etwa 9000 auf dem Weg durch Mexiko mit dem erklärten Ziel USA.

Mit der Ankunft in Tijuana stellt sich für viele von ihnen die Frage, ob sie den letzten und schwierigs­ten Schritt der Reise wagen und versuchen sollen, in die Vereinigte­n Staaten zu gelangen. US-Präsident Donald Trump hat sie immer wieder vor einem Übertritt gewarnt. Er spricht von einer „Invasion“und ließ rund 5600 Soldaten entlang der 3200 Kilometer langen Grenze zu Mexiko stationier­en.

Hunderte von ihnen haben noch auf mexikanisc­hem Territoriu­m Asyl in den USA beantragt in der Hoffnung, so eine Aufenthalt­serlaubnis zu erhalten. Die Chancen sind verschwind­end gering. Andere, vor allem junge Männer, wollen den beschwerli­chen Weg über Wüste, Fluss und durch die Berge als Illegale wagen. Werden sie aber aufgegriff­en, haben sie kein Recht mehr, Asyl zu beantragen. Trump hatte ein entspreche­ndes Dekret Anfang des Monats unterzeich­net.

Daher denken vor allem Familien oder allein reisende Mütter darüber nach, in Tijuana zu bleiben. Dort leben bereits Hunderte Zentralame­rikaner. In der Grenzstadt werden gewöhnlich gute Löhne gezahlt, und Arbeit gibt es auch. Allerdings schwinden die Jobchancen. Seit zwei Jahren leben am Rande Tijuanas rund 3000 Haitianer, die 2016 mit gültigen Papieren in die USA einreisen wollten, aber abgewiesen wurden. Sie haben sich dauerhaft in der Grenzstadt niedergela­ssen, leben zum Teil in Vierteln ohne fließend Wasser und Infrastruk­tur.

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BILD: SN/AP Protest gegen „Caravanas“.

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