Salzburger Nachrichten

„Wie ein Mann“: 27 Staaten stehen hinter dem Brexit-Vertrag. Sie bereiten den Scheidungs­gipfel in sechs Tagen vor

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Während Theresa May in London weiter um ihr politische­s Überleben kämpft, demonstrie­ren die EU-Staaten auf dem Kontinent weiterhin Einigkeit. Die EU-27 stünden geschlosse­n „wie ein Mann“hinter dem Deal, sagte am Montag Österreich­s EUMinister Gernot Blümel (ÖVP). Er hatte im Rahmen der EU-Ratspräsid­entschaft seine Ressortkol­legen zum Treffen nach Brüssel eingeladen, wo EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier den Austrittsv­ertrag erläuterte. Auf diesen 585 Seiten umfassende­n Vertragsen­twurf hatten sich die Unterhändl­er der EU und Großbritan­niens in der Vorwoche geeinigt. Was in London zur schweren Regierungs­krise geführt hat. Solange die Regierungs­krise nicht beigelegt ist, machen die 27 EU-Staaten weiter wie geplant. Am Sonntag wollen sie gemeinsam mit Theresa May bei einem außerorden­tlichen Gipfel aller 28 Staats- und Regierungs­chefs den Scheidungs­vertrag absegnen. Am Inhalt des Vertrags soll nicht mehr gerüttelt werden. Das haben sowohl May als auch die EU-27 versichert. Bis zum Sonntag werden allerdings noch zwei Dinge verhandelt beziehungs­weise präzisiert. Das ist erstens eine „politische Erklärung“über die Eckpunkte der künftigen Beziehunge­n zwischen der EU und Großbritan­nien. Diese wird sehr allgemein gehalten sein. Der eigentlich­e Vertrag über das künftige Verhältnis wird nämlich erst verhandelt, nachdem die Briten am 29. März die EU verlassen haben. Dafür steht eine Übergangsf­rist bis Ende 2020 zur Verfügung. Barnier sagte, dieser Zeitraum sei „für Großbritan­nien unerlässli­ch, damit Verwaltung­sstrukture­n aufgebaut“werden könnten und sich auch die Wirtschaft vorbereite­n könne. Während dieser Übergangsz­eit bleiben in Großbritan­nien die EU-Regeln in Kraft. Die Briten müssen auch weiter ins EU-Budget zahlen, dürfen aber nicht mehr mitentsche­iden. Der Scheidungs­vertrag sieht vor, dass diese Übergangsf­rist im Bedarfsfal­l verlängert werden kann. Bisher fehlt aber ein Enddatum für diese Verlängeru­ng. Auf dieses will man sich als zweiten noch offenen Punkt im Laufe der Woche einigen. Barnier hatte dem Vernehmen nach das Jahr 2022 genannt, dies aber offiziell nicht wiederholt. Insgesamt sind in Brüssel alle bemüht, Theresa May so gut wie möglich zu helfen. Der Scheidungs­vertrag sei „fair und ausgewogen“, betonte Barnier. Und Blümel bekräftigt­e: „Beide Seiten sind aufeinande­r zugegangen.“

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