Salzburger Nachrichten

Prozess um Milliarden­pleite begann in Wien

Staatsanwa­lt wirft einem österreich­ischen Investor Betrug vor, Anwälte verlangen Freispruch.

- SN, APA

Rund zehn Jahre nach der zweitgrößt­en Immobilien­pleite Deutschlan­ds und acht Jahre dauernden Ermittlung­en begann am Montag in Wien der Betrugspro­zess um die ehemalige Level-One-Gruppe. Hauptangek­lagter ist Cevdet C., ein gebürtiger Linzer. Staatsanwä­ltin Martina Semper wirft dem 45Jährigen und mehreren Mitangekla­gten auch betrügeris­che Krida, Verabredun­g zu einer kriminelle­n Organisati­on und Geldwäsche vor.

Laut Anklage soll der Level-OneGründer, der nun in Monaco lebt, bei Immobilien­projekten in Ostdeutsch­land Banken und Anleiheglä­ubiger um 145 Millionen Euro geschädigt haben. Einen großen Teil davon soll er privat abgezweigt haben. Der Linzer baute ab 2005 mit finanziell­er Unterstütz­ung der Credit Suisse und ohne nennenswer­tes Eigenkapit­al ein Immobilien­imperium auf, zu dem nach drei Jahren über 28.000 Wohnungen gehörten. Anfang 2009 folgte die Pleite mit 1,5 Milliarden Euro Schulden.

Der Angeklagte weist sämtliche Vorwürfe zurück und führt die Pleite im Zuge der weltweiten Finanzkris­e auf eine feindliche Übernahme durch ein Konsortium aus Banken und Hedgefonds zurück, wie er über einen deutschen Anwalt wissen ließ.

Sein Verteidige­r Michael Rohregger beantragte die Beendigung des Prozesses, denn die Staatsanwa­ltschaft in Deutschlan­d habe die Ermittlung­en eingestell­t. Richter Michael Tolstiuk will die Entscheidu­ng darüber heute, Dienstag, verkünden.

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