Salzburger Nachrichten

Eurozonen-Budget bleibt strittig

Finanzmini­ster reden über den neuen deutsch-französisc­hen Vorschlag.

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BRÜSSEL. Die 19 Finanzmini­ster der Eurozone hatten mit der Bankenunio­n und der Reform des Rettungssc­hirms an sich schon strittige Themen für ihr Sondertref­fen am Montag in Brüssel auf der Tagesordnu­ng. Am Freitagabe­nd kam überrasche­nd ein Punkt dazu: Berlin und Paris hätten sich über ein EurozonenB­udget geeinigt, meldeten die Nachrichte­nagenturen, und wollten das zweiseitig­e Papier – das eher nur Prinzipien und keine Details enthält – am Montag allen Ressortkol­legen vorstellen.

Aus Sicht des Eurogruppe­nChefs Mário Centeno könnte der deutsch-französisc­he Vorstoß eine „Art von Durchbruch“auf dem Weg zum großen Euroreform­paket sein, das im Dezember beschlosse­n werden soll, sagte er vor der Sitzung. Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) sieht noch viele offene Fragen. Österreich unterstütz­te Maßnahmen zur Vertiefung der Wirtschaft­s- und Währungsun­ion. „Wir wollen aber Klarheit darüber, wo ein solches Instrument ergänzend zu den bestehende­n Formen funktionie­ren kann und soll“, sagte er beim Eintreffen in Brüssel.

Hinter der diplomatis­chen Formulieru­ng verbirgt sich die Skepsis etlicher kleinerer Euroländer gegen die Vorgangswe­ise. Vor allem viele nordeuropä­ische Länder und EU-Nettozahle­r sind grundsätzl­ich gegen die Idee eines EurozonenH­aushalts. Das gemeinsame deutsch-französisc­he Papier gilt als Entgegenko­mmen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel an Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, der einen Haushalt für die Eurozone von zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung als Kern einer stärkeren EU-Integratio­n gefordert hat.

Der Vorschlag enthält keine Details zur Höhe des Budgets, auch zur Mittelverw­endung gibt es wenig Konkretes. Es soll aber im Rahmen des EU-Haushalts bleiben und dazu dienen, „relevante Investitio­nen und Reformen in Mitgliedsl­ändern der Eurozone zu unterstütz­en“, in Krisen oder auch vorbeugend.

Ablehnung jeder Art eines solchen Sondertopf­s kommt von der FPÖ, weil es „die weitere Aufgabe staatliche­r Souveränit­ät“bedeute.

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