Renault-Chef Ghosn bei Nissan vor Rauswurf
Carlos Ghosn galt beim französischen Autobauer Renault bisher als unverzichtbar. Erst zu Beginn des Jahres bekam der in Brasilien geborene Vorstandschef eine Vertragsverlängerung bis 2022. Die Hauptaufgaben des 64Jährigen mit Wurzeln im Libanon: die Strategie des Konzerns lenken, einen Nachfolge-Plan vorantreiben und die komplexe Allianz mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi absichern.
Doch nun werden in Japan schwere Vorwürfe gegen den als „Kostenkiller“bekannten Topmanager laut. Bei Nissan wird er als Verwaltungsratschef wegen des Verstoßes gegen japanische Finanzregeln sowie Veruntreuung zum Rückzug gedrängt. Nissan sprach von ernsthaftem Fehlverhalten des in Brasilien geborenen Managers und will ihn wegen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht feuern – Vorstandschef Hiroto Saikawa werde dies dem Aufsichtsrat vorschlagen, teilte Nissan in Tokio mit.
Laut übereinstimmenden Medienberichten wurde Ghosn von Ermittlern festgenommen. Monatelang gingen Nissan-Mitarbeiter vertraulichen Hinweisen nach, dass der 64-jährige Ghosn unter anderem sein Einkommen bei der Tokioter Börse zu niedrig angegeben haben soll. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete, soll er über fünf Jahre insgesamt 5 Mrd. Yen (rund 40 Mill. Euro) zu wenig angegeben haben.
Renault-Aktien stürzten am Montag in Paris um zwölf Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren. Ghosn fädelte 1999 den Einstieg von Renault beim japanischen Autobauer ein. Nissan hatte damals große finanzielle Probleme, es folgte ein Sanierungskurs. Bei Renault übernahm Ghosn 2005 den Chefposten von Louis Schweitzer. Sein Umbauplan führte in Frankreich zu viel Widerspruch. Mit der jüngsten Vertragsverlängerung akzeptierte Ghosn, dass sein Gehalt um 30 Prozent gekürzt wird. Der Manager selbst begründete dies damit, dass er die Steuerung des operativen Geschäfts abgebe.