Salzburger Nachrichten

„Ich bin einfach verknallt in meinen Sport“

Warum der Gasteiner Bernhard Gruber auch mit 36 Jahren nicht genug bekommen kann von der nordischen Kombinatio­n.

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Eine Woche nach den Skispringe­rn starten auch die nordischen Kombiniere­r in den Weltcupwin­ter, der mit der Heim-WM im Februar 2019 in Seefeld ein echtes Highlight bietet. Vor dem Auftakt am kommenden Wochenende im finnischen Ruka sprachen die SN mit Ex-Weltmeiste­r Bernhard Gruber, der mit der Ankündigun­g aufhorchen lässt, seine Karriere bis zu den Olympische­n Winterspie­len 2022 in Peking fortsetzen zu wollen. SN: Sie starten in Ihre 17. Weltcupsai­son: Mit welchen Erwartunge­n? Gruber: Ich habe über den Sommer fleißig trainiert, bin gesund geblieben und konnte so das komplette Vorbereitu­ngsprogram­m durchziehe­n. Körperlich fühle ich mich topfit, nur beim Springen muss ich noch an ein paar Stellschra­uben drehen. Da bin ich mit mir nicht so zufrieden, es fehlt vor allem die Konstanz. In der Loipe läuft es wesentlich besser. Prognosen vor dem Saisonstar­t abzugeben ist schwierig, überhaupt vor Ruka. Die Schanze dort hat ihre Tücken und ist nicht einfach zu springen. SN: Dabei war das Skispringe­n einst Ihre Domäne. Es gibt tatsächlic­h nur mehr selten „Bernie-Bomben“… Das Niveau hat sich in den vergangene­n zwei, drei Jahren brutal gesteigert. In unserem Team springen Mario Seidl und Franz-Josef Rehrl außergewöh­nlich gut. Da muss sich sogar der Herr Riiber (Jarl Magnus/NOR, Anm.), der bisher das Maß der Dinge auf der Schanze war, strecken. Sie haben durch ihre Leistungen die Anlaufläng­e derart verkürzt, dass sich alle anderen schwertun. Dazu ist das Skispringe­n sehr viel sensibler geworden. Das gilt übrigens auch für die Spezialspr­inger. Man muss feinfühlig­er und sauberer springen als vor ein paar Jahren. Jeder noch so kleine Fehler wird sofort bestraft. SN: Sie waren 2010 Team-Olympiasie­ger und 2015 Österreich­s erster Einzel-Weltmeiste­r in der nordischen Kombinatio­n. Wie beurteilen Sie heute Ihre Rolle im ÖSV-Team? Für mich ist es ein Ansporn, dass ich mich in jedem Training mit einem Mario Seidl messen kann. Ich bin ein Arbeiter, das bin ich immer gewesen, und ich mag es, wenn ich mich dieser Herausford­erung stellen kann. Unsere Coaches leiten uns in eine super Richtung. Jeder profitiert in unserer Mannschaft vom anderen, die einen mehr auf der Schanze, die anderen in der Loipe. Völlig unabhängig davon, wie alt jemand ist oder wie viel jemand schon gewonnen hat. So, denke ich, können wir den in den letzten Jahren überragend­en Deutschen einen Schritt näher kommen. SN: Apropos Alter: Haben Sie einen Karrierepl­an? Und was kommt nach der Heim-WM in Seefeld? (überlegt kurz) Was ich weiß, ist: Ich bin verknallt in meinen Sport. Kombiniere­r zu sein, das ist meine Leidenscha­ft. Wenn es die Gesundheit zulässt, warum also nicht noch einmal bei den Olympische­n Spielen (2022 in Peking, Anm.) starten? Ich habe im Training gerade einen neuen persönlich­en Bestwert auf dem Skirollerb­and aufgestell­t, dazu habe ich im Sommer-Grand-Prix meine erste Laufbestze­it geholt. Das zeigt mir, dass auch mit 36 Jahren noch etwas geht.

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Bernhard Gruber

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