„Moderne Architektur in Guggenthal ist undenkbar“
Der Koppler Ortschef nennt Eckpunkte, wie künftig in Guggenthal gebaut werden darf – und wie nicht. Ein Gastronom will aber bereits ab Februar 2019 mit dem Bauen starten.
Dass die denkmalgeschützte, aber nach einem Brand schwer beschädigte Brauerei in Guggenthal nun abgerissen werden darf, darüber herrscht in Koppl wenig Freude. Bgm. Rupert Reischl (ÖVP): „Natürlich tut das weh.“Aber der Abriss könne auch eine Chance für das CeconiEnsemble sein – von dem noch der Braugasthof, die Villa, das Stöckl, das Schmied- und das Moar-Häusl stehen. Dass die drei Eigentümer der Gebäude dort aber bis zu 100 Wohnungen bauen wollen, stößt Reischl sauer auf: „Wir wollen nicht, dass das ein total urbaner Stadtteil wird. Es soll ländlich bleiben. Die Architektur Ceconis soll weiter zur Geltung kommen.“Wohnungen seien schon nötig – aber nicht ohne nötige Infrastruktur, wie etwa einen Nahversorger, Kindergarten, Schule und Freizeitangebote. Denn am nahen Professorfeld stünden bereits 125 neue Wohnungen. Reischl: „Weitere hundert Wohnungen sind mir im ersten Schritt sicher zu viel dort. Da waren die Eigentümer voreilig.“
Als zweiten Eckpunkt nennt der Bürgermeister Kriterien für die optische Erscheinung der Neubauten: „Die müssen ins bestehende denkmalgeschützte Ensemble hineinpassen.“Daher sei ein Gesamtkonzept gefragt: „Wir wollen nicht, dass da ein Fremdkörper hinkommt. Ein Kontrapunkt aus moderner Architektur ist für mich nicht denkbar. Auch eine Schachtelbauweise wollen wir dort sicher nicht haben.“
Als dritten Punkt betont der Bürgermeister, dass die Eigentümer zwar laut Widmung mit dem Neubau auch von den Grundmauern der Brandruine abrücken dürften – aber mit Grenzen: „Dazu braucht es einen neuen Bebauungsplan. Den muss die Gemeindevertretung beschließen.“Vierter Eckpunkt sei, dass man auch die Anrainer einbinden werde: „Wir wollen dort ein Ortsentwicklungskonzept mit Bürgerbeteiligung starten; auch in Zusammenarbeit mit den Eigentümern und dem Bundesdenkmalamt.“
Auch der Chefin des Bundesdenkmalamtes, Eva Hody, sind 100 Wohnungen dort zu viel: „Ich glaube auch, dass man eine behutsame Projektentwicklung für diesen Bauplatz braucht.“Sie habe daher dem Bürgermeister zugesagt, ihn bei der Erarbeitung des Bebauungsplanes zu unterstützen. Auch das Thema Bürgerbeteiligung sieht die Expertin positiv – und nicht als Einschränkung: „Die Frage ist, ob das nicht auch eine Chance für die Investoren ist, ein Projekt zu entwickeln, das auf hohe Akzeptanz stößt.“Nachsatz: „Vielleicht haben die Eigentümer auch schon ein fertiges Projekt in der Schublade.“Anderer Meinung als Reischl ist Hody aber bei der Optik der Neubauten: „Es geht nicht um historisierendes Bauen, sondern darum, mit zeitgemäßer Formensprache eine Bauaufgabe gut zu lösen. Ich halte nichts von rekonstruktiver Architektur.“
Der Geschäftsführer der Gut Guggenthal GmbH, Markus Eberharter, betont auf SN-Anfrage, dass man sich selbstverständlich an alle Auflagen der Gemeinde
halten werde: „Eine Schachtelbauweise wollen wir auch nicht. Wir werden aber auch nicht pseudomäßig eine historische Fassade aufbauen.“Die Zahl der Wohnungen sei ohnehin noch nicht fix: „Die hängt auch von der Wohnungsgröße und der Durchmischung ab.“Eberharter sagt, die BWM-Architektengruppe aus Wien werde nach dem Abriss im Frühjahr bis zum Herbst 2019 eine Bebauungsstudie vorlegen. Mit Bürgerbeteiligung habe er kein Problem: „Wir werden uns da auch ein paar Ideen holen.“ Ziel sei, dass noch 2020 der Baustart erfolge.
Schon im Februar 2019 will Dirk Baert loslegen. Der Wirt des „Alchimiste Belge“wird unterhalb des Gutshofes eine Bierhalle bauen: „Es wird ein Getränkeshop mit Bar und Gastronomie – also eine XL-Version des Alchimiste – sein mit bis zu 90 Quadratmetern Gastrofläche und rund 100 Quadratmetern Shop.“Er wolle 400 Biersorten anbieten: „Ich konzentriere mich auf Leute, die aus der Arbeit kommen, noch ein Seitel trinken wollen und ein Sechsertragerl mitnehmen.“Im ersten Stock will Baert selbst wohnen. In Summe würden 500 m2 Nutzfläche auf zwei Ebenen entstehen. Die Architektur werde sich an jene beim Museumsdepot gleich daneben anlehnen: „Es wird ein Beton-Fertigteilgebäude mit Containern drinnen.“
„Eine urbane, dichte Bebauung wird es da sicher nicht geben.“Rupert Reischl, Bürgermeister Koppl