Wer ist die neue SPÖ-Chefin?
Pamela Rendi-Wagner ist noch keine zwei Jahre Parteimitglied. Trotzdem wurde sie am Samstag zur ersten Parteivorsitzenden in der Geschichte der SPÖ gewählt. Ein Porträt.
Als Kind der Kreisky-Jahre stellt sich Pamela Rendi-Wagner am Samstag in ihrer großen Rede den Parteitagsdelegierten in Wels vor. Ohne die Kreisky-Reformen hätte sie nie den Weg machen könne, den sie gemacht habe, sagte die 47-jährige Ärztin, und erinnerte an ihre Kindheit in einer kleinen Gemeindebauwohnung in Wien.
Aufgewachsen ist die neue SPÖChefin, die heute ihren zweiten Vornamen Pamela trägt, mit dem Erstnamen Joy im Wiener Arbeiterbezirk Favoriten. Die „kleine Streberin“, wie sie sich selbst jüngst bezeichnete, absolvierte mit besten Noten die Schule, wobei sie dasselbe Gymnasium wie später Kanzler Sebastian Kurz absolvierte.
Mit Mitte 20 promovierte sie in Medizin, die Facharztausbildung absolvierte sie in London. RendiWagner ist Expertin für Impfprävention und Reisemedizin und arbeitete mehr als zehn Jahre am Institut für Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien.
Danach verbrachte die Mutter von zwei Töchtern einige Jahre in Israel, wo sie als Gastprofessorin an der Universität Tel Aviv wirkte. Ihr Mann Michael Rendi war dort österreichischer Botschafter, ehe er in Wien Kabinettschef des heutigen SPÖ-Bundesgeschäftsführers Thomas Drozda wurde, als dieser unter Christian Kern als Kultur- und Kanzleramtsminister diente.
Zu diesem Zeitpunkt war RendiWagner längst zur Spitzenbeamtin aufgestiegen. Als Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit war die Expertin immer wieder im Fernsehen zu sehen, wo sie gute Figur machte und der SPÖ auffiel. Im März 2017 holte Kanzler Kern sie als Nachfolgerin der verstorbenen Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhauser in die Regierung. Seit dem Scheitern der Regierung Kern ist sie Abgeordnete.
Kern war es auch, der sie nach seinem überraschenden Abgang von der SPÖ-Spitze als Nachfolgerin vorschlug. Die Partei war nicht begeistert, aber als alle anderen Kandidaten absagten, kam doch Rendi-Wagner zum Zug. Bis zu ihrer Wahl in Wels hielt sie sich mit öffentlichen Äußerungen extrem zurück. Politische Beobachter sprachen vom stillsten Amtsantritt eines Parteichefs, den es je gegeben habe. Doch zweifellos wollte RendiWagner, die erst seit knapp zwei Jahren SPÖ-Mitglied ist, möglichst viel über die Partei und ihre Geschichte lernen, ehe sie den Vorsitz übernimmt. Bei ihrer Rede in Wels kam sie denn auch auf Parteigründer Victor Adler – ein Arzt wie sie – ebenso zu sprechen wie auf Willy Brandt und eben Bruno Kreisky.
Die Partei dankte es ihr mit einem Wahlergebnis von 97,8 Prozent, was Rendi-Wagner mit einem Luftsprung und dem Versprechen, für die Partei zu rennen, quittierte. Die Parteitagsregie blendete dazu den griffigen Slogan „Rendi rennt“ein.
Christian Kern lobte seine Nachfolgerin in seiner Abschiedsrede als Frau zum Pferdestehlen.