Kultregisseur Nicolas Roeg ist tot
Mit „Wenn die Gondeln Trauer tragen“erlangte der Brite Kultstatus.
WIEN. Er zählt zu den subtilsten und wirkungsvollsten Horrorfilmen der 1970er-Jahre: „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Julie Christie und Donald Sutherland spielen in dem Kultfilm trauernde Eltern, die denken, dass sie ihre tote Tochter auf einer Reise nach Venedig sehen.
In diesem Meisterwerk hielt Nicolas Roeg wie in den meisten anderen Filmen seine Zuschauer bis zur letzten Szene mit seiner typischen assoziativen Schnitttechnik in Atem. John Preston von der britischen Zeitung „The Telegraph“beschrieb ihn einmal als kleinen, gnomenhaften Mann mit Segelohren, der in seinem eigenen Filmuniversum lebt; so besessen, dass er wie darin verstrickt wirkt.
Als Kameramann war er an François Truffauts „Fahrenheit 451“und John Schlesingers „Die Herrin von Thornhill“beteiligt. 1970 bekam Roeg die Chance, bei dem psychedelischen Gangsterfilm „Performance“Regie zu führen – mit Mick Jagger von den Rolling Stones in der Rolle eines zurückgezogenen Rockstars. Der Film entfachte einen Skandal, nicht nur wegen der sexuellen Experimente der Hauptpersonen, sondern auch wegen Roegs ungewöhnlicher Sprünge zwischen Wirklichkeit und surrealen Drogenträumen.
Immer wieder arbeitete Roeg mit großen Rockstars zusammen. David Bowie etwa spielte in „Der Mann, der vom Himmel fiel“die Hauptrolle. Bereits 1981 etablierte das australische Drama „Walkabout“(1971) Roeg und seine visionäre Montagetechnik.
Das britische Filminstitut BFI nannte Roeg eine treibende Kraft des Kinos. Er habe einige der „ergreifendsten Momente der Schönheit, des Grauens und der Traurigkeit erschaffen, die man je gesehen hat“.
Der Regisseur starb Freitagnacht im Alter von 90 Jahren, wie sein Sohn Nicolas Roeg junior der britischen Nachrichtenagentur PA bestätigte.