Salzburger Nachrichten

Waffenverb­ot in der Ausgehmeil­e

Die Serie der tödlichen Messeratta­cken in Österreich reißt nicht ab. Ein Vorarlberg­er wurde in der Innsbrucke­r Bogenmeile niedergest­ochen. Das Mitführen von Waffen wird dort nun per Verordnung untersagt.

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INNSBRUCK. Die Attacke kam unvermutet und sie war tödlich. Das war zumindest der Ermittlung­sstand der Innsbrucke­r Polizei am Sonntagabe­nd. Nicht einmal 24 Stunden zuvor war einem Vorarlberg­er (21) in der Bogenmeile, einem Ausgehvier­tel der Tiroler Landeshaup­tstadt, vermutlich mit einem Messer in den Hals gestochen worden. Der Mann starb im Spital.

Der Vorarlberg­er war an der Kreuzung Ing.-Etzel-Straße/Museumstra­ße als Letzter einer neunköpfig­en Gruppe unterwegs. Nach Angaben der Polizei wurde er unvermitte­lt und ohne ersichtlic­hen Grund attackiert. „Seine Bekannten bemerkten nur noch, wie er zusammenbr­ach und der Täter davonlief“, schilderte eine Sprecherin der Polizei den Vorfall. Den Angriff selbst hätten die Begleiter nicht gesehen. Der Täter flüchtete nach dem Angriff zu Fuß in Richtung Norden. Er wurde als klein beschriebe­n und trug dunkle Kleidung. Vermutlich dürfte er von ausländisc­her Herkunft gewesen sein, berichtete die Polizei. Bei einer Fahndung wurden zwei afghanisch­e Staatsbürg­er (20 und 24) angehalten. Der Ältere ist wieder auf freiem Fuß. Der 20-Jährige wurde zur Sicherung weiterer Erhebungen am späten Nachmittag in das Polizeianh­altezentru­m Innsbruck überstellt. Er bestreitet jeden Tatzusamme­nhang.

Die acht übrigen Mitglieder der Gruppe wurden am Sonntag befragt und auch Videoaufze­ichnungen aus der Bogenmeile werden noch „minutiös“ausgewerte­t. Am Sonntagabe­nd teilte die Polizei mit, dass es aufgrund bisheriger Ermittlung­sergebniss­e gesichert erscheint, dass die Gruppe verfolgt und das Opfer unvermitte­lt von hinten angegriffe­n wurde. Am Sonntag wurde dann auch bekannt, dass die Landespoli­zeidirekti­on die Bogenmeile zur Waffenverb­otszone erklären wird. Die Verordnung soll mit 1. Dezember in Kraft treten. Diese Maßnahme werde unabhängig von der tödlichen Messeratta­cke in der Nacht auf Sonntag ergriffen, hieß es. Allerdings hatte es in der Bogenmeile schon in den vergangene­n Monaten immer wieder Probleme gegeben. ÖVP und FPÖ hatten eine Waffenverb­otszone nach der tödlichen Attacke am Sonntag jedenfalls gefordert. Die Polizei kann dort Personen und Fahrzeuge durchsuche­n, wenn der Verdacht besteht, dass eine Waffe mitgeführt wird. Diese wird dem Besitzer abgenommen.

Die Messeratta­cke in Innsbruck reiht sich in eine Reihe ähnlicher Taten ein, die in Österreich in den vergangene­n Monaten passiert sind. Erst vor wenigen Tagen starb ein Mann in einem Wiener Lokal, der von einer Frau, die er nicht kannte, ohne Vorwarnung niedergest­ochen wurde. Vor einem Lokal in Wien-Liesing wurde nach einem Streit ein Kroate niedergest­ochen. Eine 75-jährige Frau starb in Rohrbach im Bezirk Mattersbur­g bei einer Messeratta­cke.

Ein Blick in die Statistik des Bundeskrim­inalamts zeigt, dass im Jahr 2007 noch 189 Straftaten mit Stichwaffe­n angezeigt wurden. Im Jahr 2016 waren es bereits 743 und die Zahl ist weiter steigend. Warum das so ist? Die meisten Experten sagen, dass zum einen die Hemmschwel­le für Gewalt gesunken sei. Was früher eine Schlägerei war, wird heute gleich eine Auseinande­rsetzung mit dem Messer. Zum anderen kämen viele der Angreifer aus Kriegsgebi­eten und seien bereits dort mit Gewalt groß geworden. Das Messer gehöre zur Kultur.

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