„Er ist halt eine Wundertüte“
Max Franz nutzt die Gunst der Winde in Lake Louise und rast zum ersten Saisonsieg in der Abfahrt. Über ihn und die norwegische Domäne im Super-G – Vincent Kriechmayr Zweiter – wird gestaunt.
LAKE LOUISE. Als Erstes musste ein Schokochino her. Das Mischgetränk aus Kaffee und Kakao war quasi der Siegerchampagner für Max Franz nach dessen unerwartetem Abfahrtssieg in Lake Louise. Der Kärntner ist und bleibt eine „Wundertüte“. Als wegen Knieproblemen und Materialwechsel fast alles gegen ihn sprach, landete er in Kanada seinen zweiten Weltcupsieg.
Der erste in Gröden ist schon zwei Jahre her und dass der nächstes Jahr 30 werdende Franz erst bei zwei Siegen hält, spricht Bände. Der Kärntner ist nämlich hoch veranlagt, hat sich mit der Umsetzung seines Talents in Siege aber oft schwergetan, zudem Stürze und Verletzungen hinnehmen müssen. Auch beim letzten Saison-Feinschliff in Colorado bremsten ihn Knieprobleme. Und dann kam am Samstag aus heiterem Himmel dieser Start-Ziel-Sieg mit Startnummer 1 in Kanada. „Er ist halt eine Wundertüte“, sagte Abfahrtschef Sepp Brunner schmunzelnd. „Max ist ein Riesentalent mit viel Gefühl. Wenn bei ihm alles passt und er sich wohlfühlt, ist er schwer zu schlagen. Dass man gleich das erste Rennen nach einem Materialwechsel gewinnt, gibt es nicht oft.“Der mit so viel Talent gesegnete Kärntner habe eventuell eben deshalb nicht immer alles Notwendige getan, glaubt Brunner. „Aber jetzt arbeitet er hart, das spürt man.“
Retrospektiv war die Eins für Franz ein Glück gewesen, das schon bei der Startnummernverlosung begonnen hatte. Franz war zunächst durch Losentscheid gegen Peter Fill auf Platz zehn gerutscht, erhielt dadurch die meist eher ungeliebte Nummer eins. „Als ich davon erfahren habe, ist mir das Adrenalin richtig eingeschossen“, gestand Franz. „Mit der Nummer hast du keine Infos, kannst dich nur auf dich selbst verlassen. Das habe ich aber eh gebraucht. Und das Wetter war auch ein bissl auf meiner Seite“, gestand Franz, da offenbar zunehmender Wind die Konkurrenz wie Vincent Kriechmayr (verpasste als Vierter das Podium nur um 0,03 Sekunden), Beat Feuz (6.) oder Aksel Lund Svindal (8./ex aequo mit Matthias Mayer) verblasen hat.
Franz konnte am Sonntag im Super-G mit Platz 14 nicht nachlegen, dafür sein neuer Fischer-Markenkollege Kriechmayr. Der Oberöster- reicher musste sich nur Kjetil Jansrud um 14 Hundertstel beugen. „Es war eine solide Fahrt, aber sicher nicht optimal. Trotzdem muss man mit Platz zwei zufrieden sein. Wenn ich kommendes Wochenende ein Schäuflein drauflegen kann, dann ist sicher noch mehr möglich“, sagte Kriechmayr im Hinblick auf Beaver Creek. Auch für den Salzburger Hannes Reichelt wäre mehr als Platz vier hinter Mauro Caviezel (SUI) möglich gewesen. Matthias Mayer rundete als Sechster ein starkes Ergebnis des ÖSV-Teams ab.
An den Norwegern ist in Lake Louise aber kein Vorbeikommen. Jansrud fuhr den siebten Super-GSieg der „Elche“in Serie ein. Warum es hier gut läuft, dafür hat auch er keine Erklärung. „Ich weiß es nicht. Das ist einfach völlig verrückt, aber wir werden uns darüber nicht den Kopf zerbrechen“, scherzte der sympathische Norweger.
„Unsere Serie hier ist völlig verrückt.“K. Jansrud, Super-G-Sieg