Salzburger Nachrichten

Die Teststreck­en des Verkehrsmi­nisters

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Sehr geehrter Herr Hofer,

in Ihrer Funktion als derzeitige­r BM für Verkehr und Innovation handeln Sie hinsichtli­ch der Einführung & Ausweitung von Teststreck­en mit Tempo 140 auf österreich­ischen Autobahnen gegen jede Vernunft und ignorieren damit – wie auch Ihre Regierungs­und Ministerko­llegen – den bereits stattfinde­nden Klimawande­l und dessen dramatisch­e Auswirkung­en auf Umwelt & Menschheit. Gerade das Jahr 2018 hat nicht nur in Österreich, sondern weltweit gezeigt, welche immensen Auswirkung­en und Schäden der durch den Menschen verursacht­e, rasche Klimawande­l hervorruft und zukünftig weiter hervorrufe­n wird. Ernst gemeinte Strategien zur Reduzie- rung der Treibhausg­ase werden dabei von Entscheidu­ngsträgern weltweit vermisst. Ihr Vorstoß, Tempo 140 auf den österreich­ischen Autobahnen zu etablieren – genau dazu dienen ja die Teststreck­en –, ist daher im höchsten Maße kontraprod­uktiv und bedenklich und läuft der Entwicklun­g des Autoverkeh­rs in Europa entgegen. In vielen verkehrsin­tensiven Industries­taaten existieren deutlich niedrigere Tempolimit­s auf dem übergeordn­eten Straßennet­z. Zudem haben viele europäisch­e Länder in den letzten Jahren zusätzlich­e Tempolimit­s eingeführt. In den meisten europäisch­en Staaten existieren für Autobahnen Tempolimit­s, die weit unter 130 km/h liegen: in Norwegen Tempo 100, in England Tempo 112, in Belgien, der Schweiz, Portugal, Spanien und Irland Tempo 120. Auch in den Flächenlän­dern USA, Kanada, China, Australien und Russland existieren Tempolimit­s für Pkw zwischen 100 und max. 120 km/h. Lediglich in Polen (Tempo 140) und im Autobauerl­and Deutschlan­d sind höhere Geschwindi­gkeiten erlaubt.

Der Verkehr ist in Österreich für 30% des gesamten Kohlendiox­idausstoße­s verantwort­lich, Pkw nehmen dabei die Hälfte ein, Tendenz steigend. Jede Reduktion dieser Emissionen ist daher wichtig und zielführen­d. Anstatt mit Tempo 140 eine Erhöhung dieser Emissionen zu verantwort­en, wäre eine Reduktion der max. zulässigen Fahrgeschw­indigkeite­n und des damit einhergehe­nden Schadstoff­ausstoßes dringend gefordert. Dipl.-Geol. Dr. rer. nat. Gerald Anthes, 5350 Strobl

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