„Westworld“wird ihre Geister nicht mehr los
Serientode müssen nicht endgültig sein. Das bekannteste Beispiel lieferte Patrick Duffys Bobby Ewing in der TV-Seifenoper „Dallas“. Denselben Kniff tischt nun auch die zweite Staffel der Sci-Fi-Serie „Westworld“auf, indem Anthony Hopkins’ Figur Dr. Ford in der Hälfte der Folgen wieder zu sehen ist. Nicht in Fleisch und Blut, versteht sich, doch er hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck auf die Handlung.
Was hätte Michael Crichton (1942–2008) zu dieser Fortsetzung seiner beängstigenden „Westworld“-Vision gesagt? Sein Drehbuch zu dem von ihm auch inszenierten Kinofilm mit Yul Brynner (1973) schilderte überschaubare technische Dimensionen. Schon die erste Staffel der Fernsehserie „Westworld“setzte das Konzept der außer Kontrolle geratenen Androiden eines Vergnügungsparks radikal fort.
Die zweite Staffel kennt nun keinerlei Hemmungen mehr: Zwei Frauen und zwei Männer sind die Gladiatoren in dieser Arena – und keiner von ihnen ist aus Fleisch und Blut. Einer ist nur eine Projektion, die anderen sind Androiden. Die Farmerstochter Dolores (Evan Rachel Wood) prägt den offen ausgebrochenen und optisch im Grusel einer Freakshow schwelgender Machtkampf. Überhaupt wird die Hemmschwelle für Gewalt unnötig strapaziert. Als Kontrast zieht sich die Mutterliebe Maeves (Thandie Newton) durch die Handlung.
Reizvoller sind die Dimensionen künstlicher Intelligenz, die als überlegen empfunden wird. Visionen, Erinnerungen und Träume beherrschen die Welten in „Westworld“. Philip K. Dicks Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“lässt grüßen.
Durch Handlungsstränge in der Steppe kommt das Wildwest-Motiv diesmal besser zur Geltung. Kurios, dass die „Shogun“-Episode zwar wie ein Fremdkörper wirkt, aber gleichzeitig ein Höhepunkt ist. Mit Leben und Tod wird mutwillig gespielt, denn nur Androiden leben ewig. Fazit: Vor allem konzeptionell deutlich zerfahrenere und von unnötiger Gewalt überschattete Fortsetzung, in der Jeffrey Wright als Bernard und Ed Harris, der Mann in Schwarz, besonders überzeugen und dem Themenkomplex von „Westworld“besonders gerecht werden. Aufschlussreich auch das Bonusmaterial. „Westworld 2: Das Tor“,