Irrfahrten des „Tariff Man“Donald Trump
Welches Ziel der Herr der Zölle im Weißen Haus ansteuert, bleibt ein Rätsel.
Jetzt hat er den deutschen Autobossen also eine halbstündige Audienz gewährt, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Als Erfolg der spontanen Zusammenkunft im Weißen Haus wird schon gewertet, dass Donald Trump danach keinen Tweet losließ. Es wäre ja durchaus möglich gewesen, dass er seine frühere Aussage, er wolle auf der Fifth Avenue keinen Mercedes mehr sehen, auf Audi und BMW und das ganze Land ausgeweitet hätte.
Nichts dergleichen geschah. Ob die Herren Dieter Zetsche, Herbert Diess und Nicolas Peter mit ihren Zusagen, mehr Autos in den USA zu produzieren und im Falle von VW mit Ford zu kooperieren, Trump besänftigt haben? Man weiß es nicht. Nach bisherigen Erfahrungen sollte man nicht davon ausgehen, dass Zölle auf europäische Automobile vom Tisch sind.
Immerhin ließ Trump die Welt diese Woche wissen, wie er sich selbst sieht. Nur zwei Tage nachdem er beim G20-Gipfel mit Chinas Präsident Xi Jinping im Handelsstreit zwischen den beiden Nationen Waffenstillstand geschlossen hatte, twitterte Trump: „I am a Tariff Man.“
Er lasse Personen oder Länder, die den „großen Wohlstand unserer Nation plündern“wollten, dafür zahlen. Das sei stets der beste Weg, um die eigene wirtschaftliche Macht zu maximieren. Man nehme derzeit Milliarden an Zöllen ein, schrieb Trump weiter.
Tariff, das klingt phonetisch nach Sheriff. Als solcher sieht sich Trump auch. Als Hüter der Gesetze, der die US-Bürger und die amerikanische Wirtschaft vor den Horden ausländischer Ausbeuter schützt, die sich bloß am Reichtum der USA vergreifen wollen. Nun hat Trump zwar in einem Punkt tatsächlich recht, dass das Zollregime zwischen Europa und den USA bei Autos eine Schieflage aufweist. Während Europa auf US-Fahrzeuge mit zehn Prozent zulangt, fallen umgekehrt für deutsche Fabrikate in den USA nur 2,5 Prozent Zoll an.
Auf der falschen Fährte ist Trump jedoch, wenn er den US-Bürgern einredet, dass man mit den Zolleinnahmen „America rich again“mache. Das Gegenteil ist der Fall, denn Zölle wirken wie eine Umsatzsteuer auf ausländische Produkte, und die zahlen die Konsumenten. Die werden also eher ärmer als reicher.
Trumps Selbstbeschreibung weckt Assoziationen zum Elton-John-Hit „Rocket Man“: „And I think it’s gonna be a long, long time till touch down brings me round again to find I’m not the man they think I am at home, oh no no no, I’m a rocket man, rocket man, burning out his fuse up here alone.“Nun ist Handelspolitik keine Raketenwissenschaft. Aber die Vorstellung, Tariff Man Trump befindet sich auf einer langen Reise, von der es vielleicht keine Wiederkehr gibt, und alle erkennen, dass er ein anderer ist, als er zu sein vorgibt, hat etwas. Musik tröstet eben immer.