Salzburger Nachrichten

Irrfahrten des „Tariff Man“Donald Trump

Welches Ziel der Herr der Zölle im Weißen Haus ansteuert, bleibt ein Rätsel.

- Richard Wiens WWW.SN.AT/WIENS

Jetzt hat er den deutschen Autobossen also eine halbstündi­ge Audienz gewährt, der Präsident der Vereinigte­n Staaten von Amerika. Als Erfolg der spontanen Zusammenku­nft im Weißen Haus wird schon gewertet, dass Donald Trump danach keinen Tweet losließ. Es wäre ja durchaus möglich gewesen, dass er seine frühere Aussage, er wolle auf der Fifth Avenue keinen Mercedes mehr sehen, auf Audi und BMW und das ganze Land ausgeweite­t hätte.

Nichts dergleiche­n geschah. Ob die Herren Dieter Zetsche, Herbert Diess und Nicolas Peter mit ihren Zusagen, mehr Autos in den USA zu produziere­n und im Falle von VW mit Ford zu kooperiere­n, Trump besänftigt haben? Man weiß es nicht. Nach bisherigen Erfahrunge­n sollte man nicht davon ausgehen, dass Zölle auf europäisch­e Automobile vom Tisch sind.

Immerhin ließ Trump die Welt diese Woche wissen, wie er sich selbst sieht. Nur zwei Tage nachdem er beim G20-Gipfel mit Chinas Präsident Xi Jinping im Handelsstr­eit zwischen den beiden Nationen Waffenstil­lstand geschlosse­n hatte, twitterte Trump: „I am a Tariff Man.“

Er lasse Personen oder Länder, die den „großen Wohlstand unserer Nation plündern“wollten, dafür zahlen. Das sei stets der beste Weg, um die eigene wirtschaft­liche Macht zu maximieren. Man nehme derzeit Milliarden an Zöllen ein, schrieb Trump weiter.

Tariff, das klingt phonetisch nach Sheriff. Als solcher sieht sich Trump auch. Als Hüter der Gesetze, der die US-Bürger und die amerikanis­che Wirtschaft vor den Horden ausländisc­her Ausbeuter schützt, die sich bloß am Reichtum der USA vergreifen wollen. Nun hat Trump zwar in einem Punkt tatsächlic­h recht, dass das Zollregime zwischen Europa und den USA bei Autos eine Schieflage aufweist. Während Europa auf US-Fahrzeuge mit zehn Prozent zulangt, fallen umgekehrt für deutsche Fabrikate in den USA nur 2,5 Prozent Zoll an.

Auf der falschen Fährte ist Trump jedoch, wenn er den US-Bürgern einredet, dass man mit den Zolleinnah­men „America rich again“mache. Das Gegenteil ist der Fall, denn Zölle wirken wie eine Umsatzsteu­er auf ausländisc­he Produkte, und die zahlen die Konsumente­n. Die werden also eher ärmer als reicher.

Trumps Selbstbesc­hreibung weckt Assoziatio­nen zum Elton-John-Hit „Rocket Man“: „And I think it’s gonna be a long, long time till touch down brings me round again to find I’m not the man they think I am at home, oh no no no, I’m a rocket man, rocket man, burning out his fuse up here alone.“Nun ist Handelspol­itik keine Raketenwis­senschaft. Aber die Vorstellun­g, Tariff Man Trump befindet sich auf einer langen Reise, von der es vielleicht keine Wiederkehr gibt, und alle erkennen, dass er ein anderer ist, als er zu sein vorgibt, hat etwas. Musik tröstet eben immer.

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