Huawei-Affäre schürt Handelsängste
Mit der Verhaftung der Finanzchefin des chinesischen Technikkonzerns ist zwischen Washington und Peking ein neuer Konflikt entbrannt.
WASHINGTON. Es geht um mehr als eine Personalie. Und auch nicht bloß um die vorgehaltenen Verstöße gegen die Iran-Sanktionen. Die Festnahme von Topmanagerin Meng Wanzhou, der Tochter des Huawei-Gründers, zielt auf das Herz des weltgrößten TelekomAusstatters und der zweitgrößten Smartphone-Marke. Mit einem Jahresgewinn von zuletzt 90 Milliarden US-Dollar ist Huawei der Stolz der chinesischen Wirtschaft und Symbol für das Streben Pekings nach globaler Dominanz des Technologie-Sektors. Wanzhou war nach Aufforderung durch US-Behörden in Kanada festgenommen worden. Was die US-Bundesanwaltschaft der Huawei-Finanzchefin genau vorhält, blieb bisher unter Verschluss. Heute steht eine Anhörung in dem beantragten Auslieferungsverfahren an die USA an.
Die Reaktionen in Peking fielen entsprechend heftig aus. Ein Sprecher des Außenministeriums hielt den Amerikanern gar „Menschenrechtsverletzungen“vor, weil sie die Vorwürfe gegen Meng nicht veröffentlichten. Der Konflikt könnte den gerade erst verhandelten 90-tä- gigen Waffenstillstand im Handelskonflikt zwischen der größten und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu Fall bringen.
Mit der Festnahme Mengs versuchen die Amerikaner nach Ansicht von Experten zwei zentrale Vorwürfe festzumachen: Dass China mit dem Umgehen von Sanktionen die Politik der USA gegenüber Regimen wie Iran oder Kuba unterminiert. Darüber hinaus stelle der mögliche Einsatz von Spionage-Hardware ein Sicherheitsrisiko dar. Dafür gibt es keine Beweise. Aber das Unbehagen wird von Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland geteilt. Deren Geheimdienste drängen darauf, keine Huawei-Technik zu verwenden. In Deutschland spielt Huawei hingegen eine Schlüsselrolle beim Aufbau der 5G-Netze. Experten meinen, letztlich stünden wirtschaftsund sicherheitspolitische Interessen hinter der Festnahme. Denn Hintertüren, die Zugriff auf den Datenverkehr erlauben, lassen sich nicht nur in die Technik von Huawei einbauen. Wie die NSA-Affäre bewiesen hat, sind dafür alle Systeme anfällig.