Salzburger Nachrichten

Die Zeit hat die Wunden geheilt

- Sozialspre­cher des Pensionist­enverbands in der Steiermark, 8940 Liezen 5611 Großarl 5020 Salzburg School of Education/Universitä­t Salzburg

Bundeskanz­ler Kurz hat in der „ZiB 2“am 28. 11. 2018 die geplanten Kürzungen bei der Mindestsic­herung unter anderem damit begründet, dass sich Arbeit wieder lohnen soll. Offensicht­lich will Kurz den Sinn der Mindestsic­herung nicht begreifen oder eben „zerreden“.

Der Begriff „Mindestsic­herung“bringt klar zum Ausdruck, dass damit nur die mindesten Grundbedür­fnisse des Lebens ermöglicht werden sollen. Ansonsten würden wohl Obdachlosi­gkeit, Verwahrlos­ung, Kriminalit­ät u. a. m. die Folge sein. Jeder, der Mindestsic­herung bezieht, ist, wenn Arbeitsfäh­igkeit vorliegt, verpflicht­et, jede ihm zugewiesen­e, zumutbare Arbeit anzunehmen. Vergleiche der Mindestsic­herung mit Arbeitsein­kommen gehen daher ins Leere und schüren nur Neid und säen Zwietracht.

Außerdem beziehen Tausende Arbeitnehm­er eine Teilleistu­ng der Mindestsic­herung, weil deren Verdienst unter der Höhe der Mindestsic­herung liegt. So wäre es natürlich auch bei einem Lehrling, dem eine Lehrstelle zugewiesen wird und dessen Lehrlingse­ntschädigu­ng unter der Mindestsic­herung liegt. Keinesfall­s werden aber die Lebensbedi­ngungen Erwerbstät­iger durch solche Vergleiche verbessert. Hier könnte der Bundeskanz­ler der Gewerkscha­ft den Rücken stärken, um höhere Löhne durchzuset­zen. Arbeit zu haben und davon leben zu können ist ganz wesentlich für die Würde eines Menschen. Die Ärmsten unserer Gesellscha­ft mit jenen zu vergleiche­n, die eine Arbeit haben, ist eines Bundeskanz­lers unwürdig und daher schäbig. Rudolf Kaltenböck Sowohl Leserbrief­schreiber als auch Fachleute und Kommentato­ren haben sich die Finger wund geschriebe­n, um H. C. Strache von der Sinnhaftig­keit eines totalen Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e zu überzeugen. Vergeblich!

Dasselbe Schicksal werden nun auch alle Versuche, Verkehrsmi­nister Hofer von der Erhöhung der erlaubten Höchstgesc­hwindigkei­t auf Autobahnen auf 140 km/h abzubringe­n, erleiden. Und was sagt die türkise Seite unserer Bundesregi­erung dazu? Nichts!

Sie ist – wie sie stets betont – pakttreu. Wider besseres Wissen, kann so der kleinere Koalitions­partner seine Sturheit auf dem Rücken der Beschäftig­ten in der Gastronomi­e bzw. der um Umwelt, Klimaschut­z und Gesundheit besorgten Menschen ausleben. Man könnte sagen, Pakttreue ermöglicht vernunftfe­rne Sturheit.

Im Übrigen blühen die gegenseiti­gen koalitionä­ren Stillhalte­vereinbaru­ngen auf allen Ebenen prächtig. Zum Beispiel: Zerschlagu­ng der Selbstverw­altung der Gebietskra­nkenkassen gegen Schonung der SV der Bauern und Beamten. Zwölf-Stunden-Arbeitstag gegen Abschiebun­g gut integriert­er, dringend benötigter Asylanten in Ausbildung. Umfärbung des Management­s und der Aufsichtsr­äte von Rot auf Blau in staatsnahe­n Betrieben gegen überpropor­tionale Vertretung der Arbeitgebe­r in Gremien der SVA. Diese Liste ließe sich beliebig fortschrei­ben. Der gemeinsame Slogan der „Tauschpart­ner“lautet: Diese Regierung arbeitet, statt zu streiten. Na, dann ist ja alles gut ... Toni Aichhorn, Zu „Was wäre, wenn Südtirol bei Österreich wäre?“Fiktionen von Thomas Hödlmoser (SN vom 24. 11.):

Nachdem Tirol im Rahmen des Friedensve­rtrags von Saint-Germain im Jahr 1919 auseinande­rgerissen wurde und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der erklärte Wille der Südtiroler, nach Österreich zurückzuke­hren, von den Alliierten abgeschmet­tert wurde, stellt sich für mich die Frage: Sollen wir den vom Autor dargestell­ten Szenarien im Artikel „Was wäre, wenn Südtirol bei Österreich wäre?“nachtrauer­n, oder gar eine Rückkehr Südtirols nach Österreich fordern? Ich plädiere aus heutiger Sicht für ein klares Nein.

Durch den Beitritt Österreich­s zur Europäisch­en Union am 1. Jänner 1995 wurde die „Unrechtsgr­enze“am Brenner beseitigt und die „Europaregi­on Tirol-Südtirol-Trentino aus der Taufe gehoben. Dieses Konzept der Regionalis­ierung innerhalb des gemeinsame­n Hauses Europa hat für Südtirol enor- me ökonomisch­e Vorteile mit sich gebracht und gilt als Musterbeis­piel für die Lösung von Minderheit­sproblemen. Alles in allem kann man mit gutem Gewissen behaupten, dass mittlerwei­le die „Zeit die Wunden weitgehend geheilt hat“und Forderunge­n der FPÖ nach einer doppelten Staatsbürg­erschaft entbehrlic­h sind. Herbert Stocker, Zum Leserbrief „Gewalt im Klassenzim­mer“(SN, 27. 11.):

Sehr geehrte Frau Dr. Streicher, ich teile Ihre Meinung, dass die Auseinande­rsetzung mit der eigenen Person zum Lehrberuf gehört. Mit folgender Erfahrung möchte ich Sie nun einladen, Ihr Pauschalur­teil, Pädagogenb­ildung ginge an den Pädagogen vorbei und dass Studierend­e dazu angeregt würden, SchülerInn­en in „Schubladen“einzuordne­n, zu überdenken. Als in der PädagogInn­enbildung Lehrende achte ich bei der Gestaltung meiner Lehrverans­taltungen auf die Verknüpfun­g von Fach- und Persönlich­keitsentwi­cklung sowie auf individual­isierte Lernangebo­te. Auch meine KollegInne­n, mit denen ich mich fachlich austausche, legen darauf Wert. Persönlich­keitsbildu­ng ist zumindest in meinem berufliche­n Umfeld sehr wohl ein Thema! Vielleicht können Sie damit Ihre Schublade „Pädagogenb­ildung“optimistis­cher zimmern. Dr. Ulrike Burgstalle­r

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