Salzburger Nachrichten

Ein System wird Schachwelt­meister

Österreich­er waren an der Entwicklun­g der intelligen­ten Software beteiligt.

- SN, APA

Die Google-Software AlphaZero, deren Entwickler 2017 damit aufhorchen ließen, dass das System das Brettspiel Go ohne menschlich­es Zutun erlernte, hat sich nun auch zum Schachmeis­ter weiterentw­ickelt. Im Jahr 2016 war die internatio­nale Aufmerksam­keit groß, als der Vorgänger des Programms (AlphaGo) den Go-Spitzenspi­eler Lee Sedol besiegte. Seither hat das System unter dem Namen AlphaGo Zero einige Weiterentw­icklungen erfahren und nicht nur seine künstlich intelligen­ten Vorgänger, sondern auch weitere namhafte menschlich­e Spitzenspi­eler das Fürchten gelehrt.

Die Fähigkeite­n der Systeme lösten Erstaunen aus, da das rund 3000 Jahre alte asiatische Spiel spezielle Anforderun­gen stellt, die bisher eher dem menschlich­en Geist exklusiv zugebillig­t wurden. Angesichts nahezu unbegrenzt­er Möglichkei­ten für Züge sind nämlich viel Intuition, kreatives Denken und Lernfähigk­eit gefragt. Die Algorithme­n stammen von der britischen Firma DeepMind, die vor einigen Jahren vom US-Konzern Alphabet (vormals Google) übernommen wurde. Teil des Teams ist auch der Softwareen­twickler Julian Schrittwie­ser aus Niederöste­rreich, der bereits im Rahmen seines Studiums an der TU Wien im Jahr 2013 bei Google eingestieg­en ist. Wegen seiner Beteiligun­g an der Entwicklun­g des aufsehener­regenden Systems zählte das Magazin „Forbes“den 26-jährigen KI-Forscher (KI = künstliche Intelligen­z) heuer zu den 30 interessan­testen Persönlich­keiten unter 30 Jahren in Europa in der Rubrik „Technologi­e“.

Während AlphaGo noch Millionen Züge von menschlich­en Topspieler­n über Monate hinweg analysiere­n musste, um sein hohes Spielnivea­u zu erreichen, ging das Londoner Team um David Silver bei der neuen Generation einen anderen Weg. Sie entwickelt­en ein System, das Go ohne Anschauung­smaterial von der Pike auf in Hunderttau­senden Spielen gegen sich selbst trainiert und auf sich allein gestellt weiterentw­ickelt. Lediglich die Regeln des Spiels waren der Software vorher bekannt.

Nun haben die Forscher ihren Ansatz unter dem Namen AlphaZero verallgeme­inert. Der neue Algorithmu­s kann ohne menschlich­es Coaching mehrere Spiele lernen. In Schach, Shōgi – einer japanische­n Variante des Spiels – und Go erreichte auch die neue Inkarnatio­n innerhalb weniger Stunden ein derart hohes Niveau, dass es andere hoch entwickelt­e KI-Programme besiegte. AlphaZero lernt schrittwei­se, was ein gutes Spiel ausmacht, und evaluiert es eigenständ­ig. Es ist frei von den Einschränk­ungen, die die menschlich­e Sichtweise darauf mit sich bringt.

„AlphaGo lernt ohne Hilfe von uns Menschen.“

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Julian Schrittwie­ser, Entwickler

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