Salzburger Nachrichten

Zweitwohns­itze: Das Land bremst und lehnt die Ausnahmen ab

- SALZBURG.

Neue Zweitwohnu­ngen sollen in Zukunft in den meisten Gemeinden nur mehr schwer möglich sein. Denn 82 der 119 Kommunen werden „Beschränku­ngsgemeind­en“. Raumordnun­gsLandesra­t Josef Schwaiger (ÖVP) und seine Fachbeamte­n haben nun entschiede­n, dass ein Dutzend Gemeinden, die eine Ausnahme wollten, keine solche bekommen.

Alle Anträge werden abgelehnt. „Es wird keine Ausnahme durchgehen“, erklärte Schwaiger am Donnerstag. Nur für jene 37 Gemeinden, die weniger als 16 Prozent Nicht-Hauptwohns­itze haben, gelten die Beschränku­ngen nicht. Aber auch diese Gemeinden können z. B. für gewisse Ortsteile Beschränku­ngsgebiete ausweisen. „Die Bürgermeis­ter können das schon“, signalisie­rt Schwaiger Vertrauen in die Ortschefs.

Nachdem das Raumordnun­gsressort von Grün auf Schwarz überging, versucht der ÖVP-Landesrat der Kritik zu begegnen, er wäre gegenüber den Bürgermeis­tern zu wenig streng. Er sei nicht der Oberlehrer. Die Raumordnun­g funktionie­re nur in Zusammenar­beit mit den Gemeinden. Der Ressortche­f will sich in der Aufsicht nicht mit einzelnen, kleinen Flächenwid­mungen beschäftig­en. Und er setzt auf die neuen Räumlichen Entwicklun­gskonzepte (REK). Aber erst 19 der 119 Gemeinden haben ein neues REK. „Wenn das REK passt, kann hinterher kaum noch ein Blödsinn passieren.“Dass „Unternehme­n entscheide­n“, ob und wo eine Gemeinde ein Gebiet für ein Chaletdorf ausweist, dürfe in Zukunft nicht mehr vorkommen.

Josef Schwaiger hatte gestern einen Beistand an seiner Seite: überrasche­nderweise den – parteifrei­en – Bürgermeis­ter von Mittersill, Wolfgang Viertler. Mittersill ist eine jener Gemeinden, die eine Ausnahme beantragt hatten. Viertler erklärt sich mit dem nun vom Land eingeschla­genen Weg dennoch einverstan­den. Es gehe darum, den „klassische­n Wildwuchs“von Zweitwohnu­ngen in den Griff zu kriegen. Das Land sichert den Gemeinden fachliche Unterstütz­ung und einen juristisch­en Dienst mit qualifizie­rtem Personal in Kooperatio­n mit den Bezirkshau­ptmannscha­ften zu, damit sie das neue „Werkzeug“wirksam anwenden können. Viertler begrüßt diese Umsetzungs­hilfe für das neue Raumordnun­gsgesetz. „Wir haben uns allein gefühlt.“

Der Mittersill­er Stadtchef wünscht sich, wie viele andere seiner Amtskolleg­en, eine Zweitwohns­itzabgabe: „Ein Gebot der Fairness gegenüber der ortsansäss­igen Bevölkerun­g.“Damit den Gemeinden wenigstens Kosten für die Infrastruk­tur abgegolten werden. Das Land stellt eine solche Abgabe in Aussicht.

Diese Abgabe in der möglichen Höhe um 1000 oder von höchstens 1500 Euro jährlich hätten sehr vermögende Wohnungsei­gentümer aber „im Hosensack“, gibt Schwaiger zu bedenken. Aus diesem Grund wäre sie kein Steuerungs­instrument für die Zahl an Zweitwohnu­ngen. Die Einführung der Abgabe soll im ersten Halbjahr 2019 geprüft werden.

„Es wird keine Ausnahme durchgehen.“

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Josef Schwaiger, Landesrat, ÖVP

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