Anders leben? Anders regieren!
Vom Wohnen über den Bodenverbrauch bis zum Tourismus: Salzburg stößt dank vieler Erfolge in zentralen Lebensbereichen an seine Grenzen.
Weiter wie bisher? Es funktioniert irgendwie nicht mehr. Salzburg stößt in vielen zentralen Lebensbereichen an seine Grenzen. Die irren Grundpreise machen das Wohnen langsam, aber sicher zum Luxusgut. Die verstopften Straßen und Automassen behindern längst unsere Mobilität. Die Rekordmassen an Gästen bringen viel Geld, setzen aber Land und Leuten immer mehr zu. Und die Natur zeigt im Klimawandel verstörende Seiten: Trockenheit, Dürre und Ernteausfälle beschäftigten Salzburg heuer in einer Intensität, die es lang nicht gab. Nicht zu vergessen die kargen Kunstschneebänder, die sich dieser Tage wieder einmal in die grünen Tallagen unserer Skigebiete ziehen. Aus einem Symbol für allgegenwärtiges Skivergnügen ist längst ein Menetekel für drohendes Ungemach geworden.
Die Menschen spüren instinktiv und immer konkreter, dass sich ein substanzieller Wandel Bahn bricht. Einer, der neue Antworten auf bekannte Probleme erfordert. Einer, der von neuen Technologien getrieben wird, die die Formen des Zusammenseins und Wirtschaftens radikal verändern. Einer, der durch die Allmacht der Natur und die Kräfte des Klimawandels erzwungen wird, wenn wir ihn nicht selbst gestalten.
Anders leben! Immer mehr Menschen wagen es bereits. Im Kleinen und Überschaubaren. Sie schaffen Solarpaneele an, steigen auf Öffis um, vermeiden Müll, kaufen regionale Lebensmittel oder setzen spontane Hilfsaktionen für jene, die in Not sind. Viel Mut und noch mehr Engagement stecken in der Salzburger Zivilgesellschaft.
Anders leben – das erfordert aber auch ein anderes Regieren. Salzburg muss sich gottlob nicht neu erfinden. Das Land ist wohlhabend wie nie. Es gehört zu den schönsten Flecken auf Mutter Erde. Es kann auf breite Solidarität und funktionierende lokale Gemeinschaften bauen, die ihresgleichen suchen.
Trotzdem braucht es neue politische Antworten auf altbekannte Probleme. Weil die Heftigkeit der Veränderungen dazu zwingt, die Dinge neu und anders zu denken. Auffällig und erfreulich ist, dass Ideologien dabei in den Hintergrund treten. Dass ein neuer Pragmatismus Einzug hält, basiert auf der Erkenntnis, dass man weltanschauliche Grenzen überschreiten muss, um die Probleme der In der Sackgasse . . . Zukunft zu bewältigen.
Ein Verkehrs-Landesrat, der ausdrücklich betont, dass der Autoverkehr eingedämmt werden müsse, wäre vor zehn Jahren noch als grüner Spinner stigmatisiert worden. Heute kommt er aus der ÖVP, und stößt auf breiten Konsens.
Ein Bürgermeister, der bei Wohnbauprojekten in der Stadt dem Bauträger rigorose Preisobergrenzen für Wohnungen abverlangt und mit seiner Partei überlegt, eine neue Widmungskategorie mit stärkeren Eingriffen ins Eigentum anzuwenden, hätte früher als „Sozi“gegolten. Heute ist auch das ein konservativer Schwarzer.
Der Ruf nach Obergrenzen im Tourismus erschallte lange Zeit von Grünen oder Naturschützern. Jetzt formuliert ihn ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer persönlich. Und sein Landesrat zeigt sich entschlossen, dem fortschreitenden Flächenverbrauch und weiterem Ausverkauf von Grund und Boden Einhalt zu gebieten.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die ÖVP ist in diesen Fragen kein Vorreiter. Sie wirkt eher wie ein Getriebener, der die Fakten nicht mehr ignorieren kann. Selbst verbohrten Köpfen ist heute klar ist, dass Verkehrspolitik nicht weiter voll aufs Auto setzen kann. Dass auf einem überhitzten und sündteuren Woh-