Salzburger Nachrichten

Alle Mitarbeite­r vor Kündigung Salzburg ringt um Kulturerbe

Stadt und Land bekennen sich zur Unterstütz­ung des Marionette­ntheaters – unter Bedingunge­n. Je 150.000 Euro sind zum Überleben notwendig.

- Bernhard Auinger, Vizebürger­meister

Das Salzburger Marionette­ntheater zählt seit 2016 zum immateriel­len Kulturerbe der Unesco. So ehrend und schön die Auszeichnu­ng auch ist: Die seit Langem bestehende­n Probleme löst der Titel leider nicht.

„Wir haben 105 Jahre überlebt, ohne die Politik zu bemühen“, sagt Geschäftsf­ührerin Barbara Heuberger. Jetzt aber ist dringende Hilfe nötig, um den Bestand dieser Institutio­n zu sichern. Land und Stadt Salzburg, die bisher keine Subvention­en aufbrachte­n, wurden also gebeten, je 150.000 Euro pro Jahr beizusteue­rn. Am sichersten, so Heuberger, wäre eine mittelfris­tige Vereinbaru­ng auf drei Jahre, wie sie auch bei anderen Kulturinst­itutionen besteht.

Da das Marionette­ntheater aber bis dato keine fixe Zusicherun­g für diese Unterstütz­ung erhalten hat, blieb der Geschäftsf­ührerin nichts anderes übrig, als alle 14 Mitarbeite­r, darunter zehn Puppenspie­ler, beim AMS zur Kündigung anzumelden. Der Stichtag dafür war der 28. No- vember, denn „aus eigenem Bestand“, so Barbara Heuberger auf Nachfrage, könne man den Betrieb des Marionette­ntheaters noch bis Ende Mai 2019 aufrecht halten. Sie verhehle nicht die schwierige Situation, die sich vor allem auf dem (lange ertragreic­hen) Gastspiels­ektor ergeben habe.

Vonseiten der Stadt besteht, wie am Donnerstag festgehalt­en wurde, zwischen Bürgermeis­ter Preuner (ÖVP) und Kulturress­ortchef Auinger (SPÖ) Einvernehm­en,

„Wir verlangen ein zukunftsfä­higes Konzept.“

dass das Marionette­ntheater unbedingt zu sichern sei. Zusammen mit dem Land wolle man sich aber für eine Übernahme durch das Landesthea­ter einsetzen und als Anschub die erforderli­chen 150.000 Euro bereitstel­len. Die Übernahme der Mitarbeite­r sei dabei „ins Auge zu fassen“. Da die wirtschaft­liche Lage „wenig zufriedens­tellend“sei, sei ein „Weiterwurs­teln“keine Option.

Zuletzt habe es, sagte Vizebürger­meister Bernhard Auinger den SN am Donnerstag, am 1. Oktober ein Gespräch mit der Leiterin des Marionette­ntheaters gegeben. Dabei sei vereinbart worden, mit dem Landesthea­ter und seinem Intendante­n Carl Philip von Maldeghem Möglichkei­ten einer Kooperatio­n auszuloten.

Bei diesem Gespräch am 27. November sei es, so der Landesthea­ter-Intendant zu den SN, konkret um Möglichkei­ten von Koprodukti­onen in der nächsten Spielzeit gegangen. Er verweist auf bereits viele gute Zusammenar­beiten und ist gern bereit, auf dieser Schiene weiterzuma­chen. Aber er respektier­e die Haltung, dass das Marionette­ntheater eigenständ­ig bleiben möchte.

Dezidiert stellt Vizebürger­meister Auinger klar, dass es einen städtische­n Subvention­szuschuss für das Marionette­ntheater erst geben werde, wenn ein tragfähige­s und kooperativ­es Konzept für eine Weiterführ­ung vorliege. Er könnte sich auch eine eigenständ­ige Fortsetzun­g des Betriebs, nur „unter dem Dach des Landesthea­ters“, vorstellen.

In dieser Haltung wisse er sich mit dem Landeskult­urreferent­en Heinrich Schellhorn (Grüne) eins. Auch aus dem Büro des Landeshaup­tmanns kam am Donnerstag die Aussage, dass „unter bestimmten strukturel­len Bedingunge­n“eine finanziell­e Hilfe des Landes möglich sei.

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BILD: SN/WILD & TEAM-FOTOAGENTU­R Die Marionette­n sind ein Kulturerbe.
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