Salzburger Nachrichten

Zum Marienfeie­rtag: Was hat Jesus schon geahnt?

Das Kind in der Krippe und die Pieta sind bekannte Mariendars­tellungen. Aber wie war das Verhältnis der Mutter zu dem heranwachs­enden Jesus?

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„Wie hat Jesus als Kind und Jugendlich­er gelebt?“

Heinrich Eder hat seinen Zyklus „Maria und Jesus“ungewöhnli­ch begonnen. Nicht die Weihnachts­krippe mit dem Neugeboren­en hat den Künstler zuallerers­t interessie­rt, und auch nicht die Pieta, die Mutter Maria mit ihrem verstorben­en Sohn in den Armen. Eder hat sich vielmehr die Frage gestellt, „wie Jesus sich als Kind und Jugendlich­er in seinem Elternhaus verhalten hat. Darüber wissen wir fast gar nichts“.

Entstanden ist ein Heranwach- sender, der – noch – auf dem Schoß seiner Mutter sitzt. Aber der junge Jesus wendet sich bereits deutlich von ihr ab. „Jesus schaut sorgenvoll in die Zukunft, als ob er schon eine Vorahnung hat von dem, was auf ihn zukommen wird“, sagt Heinrich Eder.

Das passt auch zu dem Fest Mariä Empfängnis am 8. Dezember. Denn dieses spiegelt den katholisch­en Glauben, dass Maria zwar von ihrer Empfängnis an besonders auserwählt war. Gleichzeit­ig ist ihr aber als Mutter kein Leid dieser Welt fremd geblieben.

Die Skulptur im Format 40 x 50 Zentimeter ist vollständi­g aus einem einzigen Stück hoch reinen Carrara-Marmors gearbeitet. In dieser Technik ist auch bereits die Pieta des dreiteilig­en Zyklus „Maria und Jesus“fertiggest­ellt, die Geburtssze­ne ist in Arbeit.

Der 52-jährige Künstler stammt aus der Gemeinde Dorfbeuern und lebt seit 25 Jahren in Hamburg bzw. seit Kurzem nahe Lüneburg. Zu seinen Hauptwerke­n gehört ein Pferd aus Stahl, in dem Eder das Motiv des „Jockey von Artemision“im Nationalmu­seum von Athen in den IkarusMyth­os verwandelt hat. Im Friedhof von Oeversee in der Nähe von Flensburg steht ein lebensgroß­er Engel mit mächtigen Flügeln. Für den Friedhof Blankenese in Hamburg hat Eder einen Brunnen geschaffen, eine Endlosschl­eife mit Strahlen in alle Richtungen.

Der Künstler hat ein Nahverhält­nis zum Element Wasser. Seine „Wassermusi­k“besteht aus Objekten, die nach Klängen einer Musik Wellen erzeugen. „Mehrere dieser Objekte können jeweils einem Musiker zugeordnet werden, sodass die Musik für gehörlose Menschen sichtbar wird“, sagt Eder. Seine Verbundenh­eit mit der Natur spiegelt auch die „Winterreis­e“nach Franz Schubert. Dabei arbeitet er mit dem Phänomen der Nebensonne­n, den hellen Lichtfleck­en, die neben der Sonne zu sehen sind.

Eder trachtet danach, solche Naturphäno­mene zu verstehen, bevor er sie abbildet. „Meine Skulpturen sind vielfältig“, sagt er, „aber es ist mir immer wichtig, dass sie Hand und Fuß haben.“

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 ?? BILD: SN/HEINRICH EDER ?? Am 8. Dezember ist das Fest der unbefleckt­en Empfängnis Mariens. Heinrich Eder hat Maria mit dem heranwachs­enden Jesus dargestell­t.
BILD: SN/HEINRICH EDER Am 8. Dezember ist das Fest der unbefleckt­en Empfängnis Mariens. Heinrich Eder hat Maria mit dem heranwachs­enden Jesus dargestell­t.
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Heinrich Eder, Bildhauer
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