Flugzeugausrüster FACC klagt zwei Ex-Vorstände
Fast drei Jahre nach einem riesigen Betrugsfall, bei dem der Flugzeugkomponentenhersteller FACC aus Ried im Innkreis um rund 50 Millionen Euro geschädigt wurde, versucht das Unternehmen nun einen Teil des Schadens vom ehemaligen Management ersetzt zu bekommen.
Der börsenotierte Konzern, der sich seit 2009 mehrheitlich im Besitz des staatlichen chinesischen Luftfahrtkonzerns Aviation Industry Corporation of China (AVIC) befindet, fordert zehn Millionen Euro. Das gab das Landesgericht Ried am Montag bekannt.
Die Summe wird bei zwei Ex-Vorständen eingeklagt. Beim langjährigen Vorstandsvorsitzenden Walter Stephan als Zweitbeklagtem, der das Unternehmen FACC wesentlich mitaufgebaut hat. Und bei der früheren Finanzchefin Minfen Gu, sie ist Erstbeklagte. Beiden wirft FACC vor, sie hätten die Einrichtung eines angemessenen internen Kontrollsystems verabsäumt und die Pflicht zur kollegialen Zusammenarbeit und Überwachung verletzt.
Anfang 2016 war bekannt geworden, dass FACC Opfer eines CEOFrauds geworden war. Die Täter gaben sich in E-Mails und Telefonaten als ranghohe Mitarbeiter des Innviertler Konzerns aus und brachten tatsächliche Mitarbeiter dazu, die Gelder für die vorgetäuschten Zwecke ins Ausland zu überweisen. Rund zehn Millionen Euro konnten damals auf Konten der Betrüger eingefroren werden, fast 42 Mill. Euro sind aber verloren. Im Februar 2016 wurde Finanzchefin Gu abberufen, Firmengründer Stephan wurde im Mai gefeuert.
Die beklagten Ex-Vorstände bestreiten nach Angaben des Gerichts ein schuldhaftes Verhalten und haben in dem spektakulären Zivilrechtsstreit auch eingewendet, das Klagebegehren sei „unschlüssig“.
Wirtschaftlich hat FACC die Betrugsaffäre längst verdaut. Stephans Nachfolger als Vorstandschef, Robert Machtlinger, erklärte mehrfach, man arbeite mit Anwälten und Versicherungen an der Aufarbeitung. FACC setzte im Geschäftsjahr 2017/18 rund 750 Mill. Euro um (Ziel bis 2020 ist eine Milliarde), der Gewinn betrug fast 40 Mill. Euro. gs