Der Advent tobt überall
In welcher Zeit leben wir? Scheinbar ist Überfluss vorhanden; aber ist es wirklich so? Salzburg gehen die Köche aus. Gewalteskalationen, Ärzte- und Pflegekräftemangel. Chaotische Zustände in Frankreich. So und ähnlich lauten tägliche Schlagzeilen; Schwamm drüber, Hauptsache überall tobt der Advent. Hat die Menschheit verlernt, sich Problemen zu stellen? Haben wir das Gespür für Lebenswichtiges verloren? Plastikberge, überbordender Tourismus, Zweitwohnsitzproblematik, Klimawandel, Finanzkrisen, Kriege und Säbelrasseln weltweit machen deutlich, dass einiges außer Rand und Band geraten ist. Vieles davon ist hausgemacht. Der Handel ist mit dem ersten Adventumsatz zufrieden. Die Menschen, die das möglich machen, verdienen aber teilweise zu wenig, um ordentlich über die Runden zu kommen. Das fängt bei den Erzeugungsbetrieben in Asien und Afrika an und endet leider schon vor unserer Haustüre. Die Lebenshaltungskosten sind zu hoch, die Mieten zu teuer, der soziale Frieden hängt am seidenen Faden. Was soll’s, Hauptsache, der Ad- vent tobt. Langsam, aber sicher graben wir uns das Wasser ab. Die Balance stimmt vielfach nicht mehr, das rettende Ufer ist nur mehr in der Ferne wahrnehmbar und irgendwann werden uns die Nachkommen fragen: „Warum um alles in der Welt habt ihr nicht rechtzeitig reagiert?“Renate Ratzenböck