Terroranschlag auf Weihnachtsmarkt
Trotz erhöhter Sicherheitsmaßnahmen kam es zu dem Terroranschlag im Herzen der ostfranzösischen Stadt Straßburg. Mindestens zwei Menschen starben, neun wurden verletzt. Soldaten lieferten sich mit dem Attentäter ein Feuergefecht.
Trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen ist der Straßburger Weihnachtsmarkt zum Ziel eines tödlichen Anschlags geworden: Ein Mann, der als potenzieller Gefährder polizeibekannt ist, eröffnete Dienstagabend das Feuer, dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet – unbestätigte Meldungen sprachen von vier. Mindestens neun weitere wurden verletzt. Der Schütze wurde von Soldaten angeschossen, konnte aber flüchten.
Augenzeugen berichteten, dass gegen 20 Uhr mehrere Schüsse zu hören gewesen seien. Die Menschen in den Gassen hätten die Flucht ergriffen. „Wir haben mehrere Schüsse gehört, vielleicht drei, und dann haben wir Leute rennen sehen“, sagte eine Augenzeugin. „Eine von ihnen ist gestürzt – ich weiß nicht, ob sie gestolpert ist oder getroffen wurde.“
In sozialen Netzwerken hieß gleich nach dem Anschlag, die Innenstadt der elsässischen Metropole sei komplett abgeriegelt. Das Rathaus rief die Bürger dazu auf, zuhause zu bleiben, bis die Situation geklärt sei. Das Pariser Innenministerium sprach von einem „schwerwiegenden Ereignis der öffentlichen Sicherheit“. Man gehe von von einer Terrorattacke aus.
Soldaten haben nach dem Angriff auf den Straßburger Weihnachtsmarkt am Dienstagabend den mutmaßlichen Schützen angeschossen. Bei der Verfolgung des flüchtigen Verdächtigen sei es zu einem Feuergefecht bekommen, teilte die Polizei mit.
Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft übernahmen die Ermittlungen. Die Untersuchung wurde unter anderem dem Inlandsgeheimdienst DGSI übergeben, wie Justizkreise bestätigten. Der Mann galt als Gefährder und hätte eigentlich Dienstagfrüh festgenommen werden sollen.
Täglich sind rund 300 Polizisten und 160 private Wachleute auf dem Weihnachtsmarkt im Einsatz, der einer der ältesten und größten in Europa ist. Die Zufahrt für Autos ist drastisch eingeschränkt, Betonblöcke sollen Auto-Attentäter abhalten. „Die Terrorgefahr ist sehr hoch“, hatte Frankreichs Innenstaatssekretär Laurent Nunez im November bei einem Besuch zu Beginn des Straßburger Weihnachtsmarkts gesagt. „Die Vorkehrungen sind getroffen, um dieses für Straßburg und Frankreich so wichtige Ereignis mit seinen vielen Besuchern aus aller Welt zu sichern.“
Die Schießerei fand in der Nähe des bekannten Christkindlmarkts auf dem Place Kléber statt, nahe der Kathedrale. ORF-Korrespondent Peter Fritz wurde Augenzeuge des Zwischenfalls und berichtete, dass ein Tourist aus Thailand erschossen wurde. „Wir haben 45 Minuten versucht, den Mann wiederzubeleben, mussten dann aber aufgeben, sagte Fritz in der ZiB2.
Über die Hintergründe war zunächst nichts bekannt. Der Schütze, der nach Polizeiangaben mit einer automatische Waffe und einem Messer bewaffnet gewesen sein soll, befand sich Dienstagnacht noch auf der Flucht. Er sei, bestätigte Innenminister Christophe Castaner, wegen – nicht näher bezeichneter – krimineller Taten bekannt.
SN-Redakteurin Sylvia Wörgetter, die sich wegen der Sitzung des EU-Parlaments in Straßburg aufhält, berichtet: „Kurz nach acht Uhr am Abend wurden plötzlich alle Brücken, die die Zugänge zur Straßburger Altstadt bilden, gesperrt, Si- cherheitskräfte ließen niemanden mehr passieren. Die Passanten, die zum romantischen Weihnachtsmarkt wollten, warten geduldig, einige kehrten um, andere wichen in Restaurants und Bars aus.
Auch als erste Nachrichten durchsickerten, es habe eine Schießerei, mindestens ein Todesopfer und mehrere Verletzte gegeben, blieben die Menschen ruhig und diszipliniert. Die Schüsse waren offenbar auf der Place Kléber gefallen, im Herzen der Altstadt mit seinem romantischen Weihnachtsmarkt.
Der Weihnachtsmarkt ist an sich schon besonders geschützt. Sicherheitskräfte kontrollieren Rucksäcke an den Eingängen zur Altstadt, Poller versperren schweren Fahrzeugen den Weg. Und überall patrouillieren Soldaten und Polizei.“
Das EU-Parlament im Norden der Stadt dürfte vorläufig niemand mehr verlassen. „Alle unsere Leute scheinen in Sicherheit zu sein“, sagte eine sichtlich erleichterte Claudia Schmidt am Abend. Die Salzburger EU-Abgeordnete erzählte, dass das EU-Parlament nach dem Anschlag abgeriegelt worden sei. „Wir hatten Klubsitzung und wollten danach in die Stadt fahren, durften das Gebäude aber nicht mehr verlassen. Es ist schrecklich, das erinnerst mich an die Anschläge in Brüssel“, sagte Schmidt. (Am 22. März 2016 waren bei zwei Selbstmordanschlägen in Brüssel 35 Menschen ums Leben gekommen und 340 verletzt worden. Zunächst hatten sich zwei Selbstmordattentäter auf dem Flughafen Zaventem in die Luft gesprengt, dann ein weiterer in der U-Bahnstation Maalebeek nahe des EU-Viertels.)
Ihr, Schmidt, sei aufgefallen, dass es bereits tagsüber Zugangskontrollen in die Altstadt gegeben habe und Polizei und Militär durch die Gassen patrouilliert sei.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron schickte unterdessen Innenminister Christophe Castaner in die elsässische Metropole.