Vitamin D hält nicht die versprochenen Wunderdinge
Nahrungsergänzungsmittel sind ein großes Geschäft. Bevor man viel Geld für Vitaminpräparate ausgibt, lohnt sich kritisches Nachfragen. Jüngste Studien belegen das wieder einmal eindrucksvoll.
Wie so oft bei Nahrungsergänzungsmitteln zeigt sich nach Tausenden Studien auch beim Vitamin D: Es gibt keinen Anlass, dass gesunde Menschen vorsorglich das sogenannte Sonnenvitamin einnehmen. Der Nuklearmediziner und Hormonforscher Christian Pirich vom Uniklinikum Salzburg rudert nach zwei jüngst veröffentlichten großen Untersuchungen mit rund 25.000 beziehungsweise mehr als 50.000 Teilnehmern über die zusätzliche Einnahme von Vitamin D selbstkritisch zurück: „Wir müssen neu darüber nachdenken, bei wem wir Vitamin D wirklich einsetzen.“
Die Studien konnten keinen signifikanten Beleg liefern, dass eine zusätzliche Vitamin-D-Zufuhr zum einen vor Tumoren oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, wie oft behauptet. Zum anderen konnte auch nicht belegt werden, dass die vorsorgliche Einnahme Muskeln und Knochen gesund hält und vor Stürzen oder Brüchen schützt. Richard Greil, Leiter des Salzburger Krebsforschungszentrums, verweist auf insgesamt rund 10.000 Studien, die alle keine eindeutige Antwort darauf geben, dass Vitamin D in der Krebsprävention zu rechtfertigen wäre.
Unumstritten bleibt: Bei Menschen mit einem klar festgestellten Mangel oder zum Beispiel auch ergänzend zu bestimmten Krebstherapien sind Vitamin-D-Präparate nach wie vor sinnvoll.
Vitamin D wird auf natürliche Weise vor allem durch UV-BStrahlung der Sonne gebildet. Insgesamt ist das ein komplexer Vorgang: Durch die UV-B-Strahlung wird aus einer Vorstufe von Vitamin D (Provitamin D3) in der Haut das Prävitamin D3 hergestellt. Dieses gelangt über den Blutkreislauf in Leber und Niere, wo es zum biologisch aktiven Vitamin D (Calcitriol) umgewandelt wird. In der Nahrung kommt Vitamin D vor allem in fetten Fischen vor. Was vielfach unterschätzt wird: Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor über 20 blocken bis zu 95 Prozent der UV-BStrahlung ab und verhindern damit die Bildung von Vitamin D. Und kann man Vitamin D auch überdosieren? Sehr schwer, da müsste Vitamin D schon in Mengen jenseits von 40.000 IE (Internationale Einheiten) über ein bis zwei Monate eingenommen werden. In diesen Fällen kommt es zu einer übermäßigen Aufnahme von Kalzium im Körper, was zur Verkalkung von Organen und Nierensteinen führen kann.