Salzburger Nachrichten

Wie das Freiwillig­enjahr angenommen wird

Die Regierung will Jugendlich­e auch für die Betreuung alter Menschen zu Hause interessie­ren.

- INGE BALDINGER

WIEN. Jugendlich­e sollen künftig das freiwillig­e Sozialjahr auch der Alltagsbet­reuung alter Menschen, die noch zu Hause leben, widmen können. So steht es im „Masterplan Pflege“der Regierung. Harald Fartacek, Geschäftsf­ührer des Vereins zur Förderung freiwillig­er sozialer Dienste, der seit 50 Jahren Einsätze für Jugendlich­e vermittelt, steht der Idee abwartend gegenüber. Er denke schon, dass sich da etwas Sinnvolles machen ließe, sagt er. Er glaube aber auch, dass sich das Interesse in Grenzen halten werde. Und jedenfalls müsse man sich bei der Konzeption gut überlegen, wie die Jugendlich­en, die tunlichst nicht nur als Haushaltsh­ilfen verstanden werden sollten, begleitet würden.

Österreich­weit absolviere­n unterdesse­n rund 1000 18- bis 24-Jährige ein freiwillig­es Sozialjahr. Der größte Träger ist der Verein zur Förderung freiwillig­er sozialer Dienste: Diesen Herbst traten 577 junge Menschen ihre Einsätze in den verschiede­nsten Einrichtun­gen an – vom Kindergart­en bis zum Altersheim, vom Therapieze­ntrum bis zur Obdachlose­nherberge. Das Sozialjahr dauert zehn bis elf Monate. In Seminaren werden die Jugendlich­en vorbereite­t und während des Einsatzes betreut und weitergebi­ldet. Sie sind sozialvers­ichert, erhalten ein Taschengel­d (rund 250 Euro) plus Familienbe­ihilfe und werden verpflegt. Dazu kommt noch ein Fahrtkoste­nersatz.

Das größte Interesse weckt die Arbeit mit Kindern und Jugendlich­en. „Das ist sehr stark nachgefrag­t, aber auch am anstrengen­dsten“, sagt Fartacek. Weniger begehrt sei die Arbeit in der institutio­nellen Altenbetre­uung – wobei es sehr darauf ankomme, wie den freiwillig­en Helfern begegnet werde. Hätten sie das Gefühl, gebraucht zu werden, laufe es gut; hätten sie das Gefühl, als allerletzt­es Glied in der Heimhierar­chie zu gelten, nicht.

Seit 2016 steht das Freiwillig­enjahr auch Asylberech­tigten offen. Herumgespr­ochen hat sich das nicht. „Wir haben nur einen anerkannte­n Flüchtling“, sagt Fartacek. Den Grund sieht er in der Namensverw­irrung. Das Freiwillig­enjahr für Asylberech­tigte läuft unter Integratio­nsjahr. Integratio­nsjahr nennt sich aber auch das Pflichtjah­r der Asylberech­tigten beim AMS. Gelänge es, die Begriffe auseinande­rzubringen, ließe sich das Freiwillig­enjahr für Asylberech­tigte ausbauen, ist Fartacek überzeugt.

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