Salzburger Nachrichten

„Ich habe überlegt, aufzuhören“

Der viel diskutiert­e Nikolaus von Bad Gastein über seine umstritten­e Rede.

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Sein Auftritt als Nikolaus auf dem Eislaufpla­tz in Bad Gastein sorgt seit Tagen für heiße Debatten in den sozialen Medien. Ob er seine Ansprache, in der er „Türken aufs Korn nimmt“, inzwischen bereut? Die SN haben nachgefrag­t. SN: Wie oft werden Sie darauf angesproch­en? Christian Oberthaler: Eigentlich täglich. Heute früh hat mich ein türkischer Freund auf einen Kaffee eingeladen. Ein Wunder, dass er trotz der Sache noch Kaffee mit mir trinkt. Aber im Ernst, im Tal stehen die Leute hinter mir und verstehen meine Ansprache richtig. Aber ich weiß, dass im Netz ganz andere Sachen abgehen. Gott sei Dank bin ich nicht auf Facebook. SN: Wie kam es überhaupt zu dieser Ansprache über Türken? Ach, die geht mir schon das ganze Jahr über im Kopf herum. Ich hab schon alle möglichen heiligen Kühe aufs Korn genommen. Bergretter, Polizisten und Politiker. Solchen Ärger hat es noch nie gegeben. SN: Haben Sie hier eine Grenze überschrit­ten? Nein, eigentlich nicht. Denn wenn man in der Geschichte weit zurückscha­ut, dann erfährt man, dass es im Mittelalte­r im Zusammenha­ng mit dem Nikolaus die Paradeis-Spiele gab. Auch da waren lustige Sprüche schon gang und gäbe. SN: Aber der Nikolaus, den die Leute heute kennen und schätzen, ist der Bischof von Myra. Das hatte damit nichts mehr zu tun. Der bin ich ja auch, aber eben nicht nur. SN: Welche Lehren haben Sie denn für sich daraus gezogen? Dass ich bei der Auswahl des Themas auch bedenken muss, dass wir in einem Zeitalter leben, in dem jeder sein Handy zückt und das Ganze ein paar Minuten später im Internet und somit in der ganzen Welt ist. SN: Worüber werden Sie denn nächstes Jahr sprechen? Ganz ehrlich, ich habe überlegt, aufzuhören. Aber alle sagen, ich soll weitermach­en. Trotzdem, die vielen Reaktionen haben mich schon nachdenkli­ch gemacht. Vielleicht spreche ich im nächsten Jahr über die sozialen Medien und unseren Umgang damit. SN: Verstehen Sie mit ein paar Tagen Abstand den Unmut vieler Menschen? In gewisser Weise ja. Und ich entschuldi­ge mich über den Facebook-Account meines Sohnes auch bei all jenen, die sich dadurch auf den Schlips getreten fühlten. Christian Oberthaler, 59, Bankbeamte­r i. R. und Nikolaus:

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BILD: SN/BERTL SCHMID „Nikolaus“Christian Oberthaler in Zivil.
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