Salzburger Nachrichten

„Konsumgöre“gründet eine Boutique

Sie kaufte schnell, oft, billig. Der Schrank war ein Chaos. Bis Nadine Idinger etwas ändern wollte – und eine Secondhand­boutique aufmachte. VIDEO

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

SALZBURG-STADT. Sie sei eine richtige Konsumgöre gewesen, erzählt Nadine Idinger. „Ich habe viel billige Mode gekauft, anders hätte ich mir das nicht leisten können“, sagt die 43-jährige Salzburger­in. „Doch die Sache mit dem billigen G’wand ist, dass es schnell kaputt wird – ich musste ständig Neues kaufen.“

Seit Oktober führt Idinger die Boutique „Fein Gewandet“in der Ernest-Thun-Straße in der Stadt Salzburg. Es ist ein Shop, in dem es nur Secondhand­kleidung gibt – im mittleren Preissegme­nt. „Kundinnen finden etwas um 19 Euro, aber genauso den teuren Cashmere-Mantel um 350 Euro.“

Wie passt das zusammen, die Konsumgöre von damals und die Secondhand­boutique-Betreiberi­n von heute?

Mit 35 Jahren hat die ehemalige Speditions­kauffrau mit dem Soziologie­studium begonnen. „Mir sind die globalen und ökologisch­en Zusammenhä­nge bewusst geworden, zu welchen Bedingunge­n Mode produziert wird.“Sie wollte, dass die Kleidung aufgewerte­t wird. Der Rohstoff, die Schneideri­nnen, das Einkaufser­lebnis – all das habe einen Wert, den man nicht einfach wegschmeiß­en sollte.

Wer in ihre Boutique spaziert, verbringt dort Zeit. Es gibt Kaffee, Wasser, Prosecco – und Beratung. Gibt es Dramen, wenn das Kleid die falsche Größe hat? Nein, sagt die 43-Jährige. Der Schneider nebenan helfe gern. Ihren Kundinnen sei zudem bewusst, dass es das Oberteil nur einmal gibt. „Es ist nicht wie in einem Store, wo ein Stück in fünf verschiede­nen Größen hängt – und später viele dasselbe T-Shirt tragen.“

Die Kleidung erhält Idinger von Freundinne­n, von Kontakten. Sie fährt zu ihnen nach Hause und öffnet mit ihnen den Kleidersch­rank. Sie nimmt nur Neuware oder Kleidung mit, die wie neu ist. „Zu jedem Stück gibt es so eine Geschichte.“Und diese Geschichte fließt auch in die Beratung ihrer Kundinnen ein: „Ich habe sofort eine Lieferanti­n im Kopf, deren Stil zur Kundin passt.“

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BILD: SN/WIENERROIT­HER Nadine Idinger in ihrem Secondhand­geschäft.

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