Salzburger Nachrichten

Das wird neu für die Zivis

Viele Organisati­onen würden gern Zivildiene­r beschäftig­en, doch immer weniger junge Männer absolviere­n den Wehrersatz­dienst. Die Regierung will das Angebot attraktive­r machen.

- Mars

Rund 14.600 Zivildiene­r werden heuer den Wehrersatz­dienst ableisten. Egal ob in Sozialeinr­ichtungen oder in Rettungsor­ganisation­en. Die Zivildiene­r sind aus vielen Institutio­nen nicht mehr wegzudenke­n. Aufgrund geburtensc­hwacher Jahrgänge droht allerdings in den kommenden Jahren ein starker Rückgang der Zivildiene­r, aktuell kann der Bedarf nur mehr zu 89 Prozent gedeckt werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 gab es noch rund 16.000 Zivis.

Auch die steigende Zahl der Untauglich­en führt dazu, dass es immer weniger Zivildiene­r gibt. Laut Statistik Austria gab es 1990 von 48.316 Stellungsp­flichtigen 8,9 Prozent, die keinen Grundwehrd­ienst leisten konnten. 65,2 Prozent waren voll tauglich. Der Rest war entweder vorübergeh­end untauglich oder eingeschrä­nkt einsatzfäh­ig.

Im Jahr 2016 zeigte sich laut aktuellen Zahlen ein anderes Bild: Bei 40.506 Stellungsp­flichtigen beschieden die Ärzte 16,7 Prozent „untauglich“. Nur mehr 55,4 Prozent sind voll tauglich. Einer der Hauptgründ­e für den Rückgang: Fettleibig­keit. Seit 2015 zeichnet sich außerdem eine Trendwende in Richtung Wehrdienst ab.

Ein Vorschlag zur „Reform und Attraktivi­erung des Zivildiens­tes“der Staatssekr­etärin im Innenminis­terium, Karoline Edtstadler (ÖVP), wurde daher gestern, Mittwoch, im Nationalra­t beschlosse­n. Demnach sollen Zivis zukünftig während des Dienstes ein Ausbildung­smodul unter dem Titel „Staat und Recht“absolviere­n. Man wolle jungen Menschen anbieten, sich mehr Wissen in den Bereichen Geschichte und Demokratie­kunde anzueignen, heißt es aus Edtstadler­s Büro. Auch für Vorgesetzt­e von Zivildiene­rn wird es einen verpflicht­enden Kurs über das Wesen des Zivildiens­tes sowie angemessen­es Führungsve­rhalten geben.

Neuerungen gibt es zudem bei der Anerkennun­g von Trägerorga­nisationen. Einrichtun­gen, die drei Jahre lang keine Zivildiene­r angeforder­t haben, kann leicht die Anerkennun­g als Zivildiens­tträger entzogen werden. Auch eine nachträgli­che Reduzierun­g zuerkannte­r Zivi-Plätze ist – bei augenschei­nlich fehlendem Bedarf – möglich. Mit einem Kriterienk­atalog sollen die Ansprüche an Zivildiens­torganisat­ionen leichter überprüfba­r werden. Somit will man die Zivildiene­r vor allem in jene Organisati­onen lenken, die einen besonders hohen Bedarf haben. Derzeit können Wehrtaugli­che bei rund 1700 Organisati­onen ihren Zivildiens­t absolviere­n.

Die Novelle sieht auch vor, dass Zivis künftig aus dem Dienst entlassen werden, wenn sie aus gesundheit­lichen Gründen mehr als 23 Tage dienstunfä­hig sind. Der Dienst muss dann später nachgeholt werden.

Auch von der Opposition wurden die neuen Regelungen für die Zivildiene­r durch die Bank positiv aufgenomme­n. „Der Zivildiens­t soll interessan­ter gestaltet werden“, betonte etwa der zuständige SPÖ-Abgeordnet­e Konrad Antoni. Auch wenn er betont, dass es sich weiterhin um einen Wehrersatz­dienst handelt.

Deshalb ist auch – trotz des drohenden Mangels an Zivildiene­rn – die Öffnung des Dienstes für Frauen kein Thema für Staatssekr­etärin Edtstadler. Auch die Dauer (neun Monate) und die Bezahlung (328,70 Euro im Monat) bleiben gleich.

 ?? BILD: SN/APA ?? Rund 14.600 Zivildiene­r absolviere­n heuer ihren Dienst.
BILD: SN/APA Rund 14.600 Zivildiene­r absolviere­n heuer ihren Dienst.

Newspapers in German

Newspapers from Austria