Salzburger Nachrichten

May ist der Fels in der Brandung

- HELMUT.MUELLER@SN.AT

Sie muss eine Frau mit eisernen Nerven sein. Was die alles aushalten muss! Theresa May ist eingeklemm­t zwischen EUFreunden und Brexit-Gegnern in der eigenen Partei. Sie wird unter Druck gesetzt von der Opposition. Sie wird gedrängt von Schotten und Nordiren. Sie steht unter Beschuss der ToryRebell­en, die an ihrem Sessel sägen. Sie erntet Kritik, Spott und Hohn in der Öffentlich­keit.

Aber die Premiermin­isterin hält zäh und unbeirrt an ihrer Position fest. Sie wirbt – nach eigenem Schlingerk­urs – um Zustimmung für das Brexit-Abkommen mit der EU, das sie für den bestmöglic­hen Deal hält. May ist ursprüngli­ch gegen den Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union gewesen. Aber jetzt exekutiert sie das, was das Volk in einem Referendum entschiede­n hat.

May muss die Suppe auslöffeln, die andere ihr eingebrock­t haben. Insbesonde­re David Cameron, der die unglücksel­ige Idee des Referendum­s hatte. Aber auch Boris Johnson, der den Briten das Leben außerhalb der EU in geradezu glühenden Farben malte: Endlich könnte man wieder nach eigenem Gutdünken Handelssch­iffe in die Welt hinausschi­cken. Die Gurke könnte, befreit aus der Knechtscha­ft Brüssels, wieder wachsen, wie sie wollte. Männer als Maulhelden, die davongelau­fen sind, als sie sahen, dass ihr Geschrei zu politische­r Praxis wurde.

Nur Theresa May tut in dem ganzen Schlamasse­l pflichtbew­usst, was überhaupt getan werden kann. Alle Achtung!

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Helmut L. Müller

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