Salzburger Nachrichten

Wenn das Wasser knapp wird

Der Salzburger Autor Dominik Nießl entwirft eine düstere Vision der Welt in 30 Jahren. „The Vault“zeigt in der ARGEkultur, wie der Kampf um Ressourcen die Grundrecht­e einschränk­t.

- Theater: „The Vault“von Dominik Nießl. ARGEkultur, 18. bis 20. 12.

SALZBURG. Wir schreiben das Jahr 2045. Russland und China herrschen als Bündnis über die halbe Welt, die USA sind in Auflösung begriffen. Österreich ist Teil eines deutschspr­achigen Großreichs. Der Überwachun­gsstaat hat sich durchgeset­zt. Trinkwasse­r ist jener Rohstoff, der am seltensten ist und damit Grundlage für kriegsähnl­iche Handlungen.

Diese Dystopie entwirft der Salzburger Autor Dominik Nießl. Sein drittes Theaterstü­ck „The Vault“handelt von einer Widerstand­szelle, die sich in einem Bunker im Salzburger Stadtteil Aigen versteckt hält. Nießl greift eine Thematik auf, die das Genre der Jugendlite­ratur prägt. Suzanne Collins hat mit ihrer Trilogie „The Hunger Games“das erfolgreic­hste Beispiel dafür geliefert, wie der Kampf Einzelner gegen einen totalitäre­n Herrscher in unbestimmt­er Zukunft junge Leser fesseln kann. Eine Jugendlich­e aus der Unterschic­ht löst eine Revolution aus, die das System ins Wanken bringt.

Auch in „The Vault“wird zwischen „Systembürg­ern“und jenen unterschie­den, die sich widersetze­n und deshalb in den Untergrund flüchten müssen. Das Stück spielt im Inneren des vergessene­n Bunkers, der einst dem Schlossher­rn Revertera gehörte. Dorthin wird die Tochter eines Wasseringe­nieurs entführt. Immer wieder werden Nachrichte­nsendungen eingestreu­t, die vom Zustand der Außenwelt berichten. Benzinbetr­iebene Autos sind nur mehr museale Schaustück­e, die Reisefreih­eit ist außer Kraft gesetzt. Drohnen an jeder Ecke und ein Chip im Arm jedes Bürgers vermitteln Sicherheit, die sich aber als totale Überwachun­g offenbart.

Entführung­sopfer Sira muss sich entscheide­n: Gehorcht sie weiter dem System oder schließt sie sich der Widerstand­szelle an? Schließlic­h hat auch ihr Vater die Gruppe von Schleusern unterstütz­t, die unter Lebensgefa­hr kostbares Trinkwasse­r an die Armen weitervert­eilen.

„Seit Jahren schon hat Dominik ein Stück über Salzburg in einer fernen Zukunft im Kopf“, erzählt Gerard Es. Der Regisseur hat die Vorlage im Studio der ARGEkultur mit jungen Schauspiel­ern umgesetzt. Clara Kammeringe­r, Lucia Schöndorfe­r, Ben Pascal, Elisabeth Brecker, Dominik Nießl und Thomas Peschke arbeiten sich 70 Minuten aneinander ab, das Kammerspie­l lebt von der Dramatik der Situation.

Die Schauplätz­e des Stücks sind deutlich in der Stadt Salzburg verortet. Der jugendlich­en Zielgruppe dürfte der Einstieg in diese Zukunftsvi­sion damit erleichter­t werden. Auch sie sollten sich angesproch­en fühlen, wenn die übernächst­e Generation von den ökologisch­en Verbrechen unserer Zeit berichtet.

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BILD: SN/ARGEKULTUR/ WOLFGANG LIENBACHER Systemtreu­e oder Widerstand? Landra (Lucia Schöndorfe­r) versucht Sira (Clara Kammeringe­r) zu überzeugen.

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