Wenn das Wasser knapp wird
Der Salzburger Autor Dominik Nießl entwirft eine düstere Vision der Welt in 30 Jahren. „The Vault“zeigt in der ARGEkultur, wie der Kampf um Ressourcen die Grundrechte einschränkt.
SALZBURG. Wir schreiben das Jahr 2045. Russland und China herrschen als Bündnis über die halbe Welt, die USA sind in Auflösung begriffen. Österreich ist Teil eines deutschsprachigen Großreichs. Der Überwachungsstaat hat sich durchgesetzt. Trinkwasser ist jener Rohstoff, der am seltensten ist und damit Grundlage für kriegsähnliche Handlungen.
Diese Dystopie entwirft der Salzburger Autor Dominik Nießl. Sein drittes Theaterstück „The Vault“handelt von einer Widerstandszelle, die sich in einem Bunker im Salzburger Stadtteil Aigen versteckt hält. Nießl greift eine Thematik auf, die das Genre der Jugendliteratur prägt. Suzanne Collins hat mit ihrer Trilogie „The Hunger Games“das erfolgreichste Beispiel dafür geliefert, wie der Kampf Einzelner gegen einen totalitären Herrscher in unbestimmter Zukunft junge Leser fesseln kann. Eine Jugendliche aus der Unterschicht löst eine Revolution aus, die das System ins Wanken bringt.
Auch in „The Vault“wird zwischen „Systembürgern“und jenen unterschieden, die sich widersetzen und deshalb in den Untergrund flüchten müssen. Das Stück spielt im Inneren des vergessenen Bunkers, der einst dem Schlossherrn Revertera gehörte. Dorthin wird die Tochter eines Wasseringenieurs entführt. Immer wieder werden Nachrichtensendungen eingestreut, die vom Zustand der Außenwelt berichten. Benzinbetriebene Autos sind nur mehr museale Schaustücke, die Reisefreiheit ist außer Kraft gesetzt. Drohnen an jeder Ecke und ein Chip im Arm jedes Bürgers vermitteln Sicherheit, die sich aber als totale Überwachung offenbart.
Entführungsopfer Sira muss sich entscheiden: Gehorcht sie weiter dem System oder schließt sie sich der Widerstandszelle an? Schließlich hat auch ihr Vater die Gruppe von Schleusern unterstützt, die unter Lebensgefahr kostbares Trinkwasser an die Armen weiterverteilen.
„Seit Jahren schon hat Dominik ein Stück über Salzburg in einer fernen Zukunft im Kopf“, erzählt Gerard Es. Der Regisseur hat die Vorlage im Studio der ARGEkultur mit jungen Schauspielern umgesetzt. Clara Kammeringer, Lucia Schöndorfer, Ben Pascal, Elisabeth Brecker, Dominik Nießl und Thomas Peschke arbeiten sich 70 Minuten aneinander ab, das Kammerspiel lebt von der Dramatik der Situation.
Die Schauplätze des Stücks sind deutlich in der Stadt Salzburg verortet. Der jugendlichen Zielgruppe dürfte der Einstieg in diese Zukunftsvision damit erleichtert werden. Auch sie sollten sich angesprochen fühlen, wenn die übernächste Generation von den ökologischen Verbrechen unserer Zeit berichtet.