Krähen und Elstern sind nicht schuld
Zu den Leserbriefen von Frau Timpe „Krähenpopulation nimmt zu“(SN vom 5. 12.) und Herrn Mayer „Elstern als Feinde der Singvögel“(SN vom 11. 12.):
Wenn an Vogelhäuschen wenig „los“ist, liegt das nicht an Krähen oder Elstern. Die Annahme der Futterhäuschen wird beeinflusst von der Art des Futters, von der Gestaltung und Umgebung der Gärten und von der natürlich verfügbaren Nahrung. Heuer gibt es viele Fichtenzapfen und viele Bucheckern. Finken und Meisen finden jetzt noch viel Nahrung in den Wäldern.
Krähen und Elstern werden immer wieder zum Feindbild, am Artensterben sind sie nicht „schuld“. Dieses Sterben wird durch den starken Rückgang geeigneter Lebensräume verursacht. Die Rabenvögel sind sehr intelligente Singvögel. Sie sind Allesfresser, die als Opportunisten das nutzen, was am leichtesten verfügbar ist. Sie legen auch Wintervorräte (Nüsse) an. Größere Ansammlungen an gemeinsamen Schlafplätzen sind im Winter normal. Zur Brutzeit grenzen die Rabenvögel Brutreviere ab und vertreiben Artgenossen, die Dichte wird dadurch begrenzt. Sie können in der intensiv genutzten Landschaft besser überleben als andere Arten. Insektenfresser und Bodenbrüter wie Kiebitz, Braunkehlchen und Feldlerche dagegen verschwinden: Gelege und Junge werden ausgemäht oder die Jungen verhungern, weil die Insekten fehlen.
Krähen und Elstern werden übrigens nach wie vor in großer Zahl mit Bewilligung der Bezirksbehörden geschossen – das ist auch ein Grund, weshalb die klugen Vögel sich im Siedlungsraum sichere Brut- und Schlafplätze suchen. Mag. Christine Medicus