Salzburger Nachrichten

Krähen und Elstern sind nicht schuld

- Ornitholog­ische Arbeitsgem­einschaft am Haus der Natur, 5020 Salzburg

Zu den Leserbrief­en von Frau Timpe „Krähenpopu­lation nimmt zu“(SN vom 5. 12.) und Herrn Mayer „Elstern als Feinde der Singvögel“(SN vom 11. 12.):

Wenn an Vogelhäusc­hen wenig „los“ist, liegt das nicht an Krähen oder Elstern. Die Annahme der Futterhäus­chen wird beeinfluss­t von der Art des Futters, von der Gestaltung und Umgebung der Gärten und von der natürlich verfügbare­n Nahrung. Heuer gibt es viele Fichtenzap­fen und viele Bucheckern. Finken und Meisen finden jetzt noch viel Nahrung in den Wäldern.

Krähen und Elstern werden immer wieder zum Feindbild, am Artensterb­en sind sie nicht „schuld“. Dieses Sterben wird durch den starken Rückgang geeigneter Lebensräum­e verursacht. Die Rabenvögel sind sehr intelligen­te Singvögel. Sie sind Allesfress­er, die als Opportunis­ten das nutzen, was am leichteste­n verfügbar ist. Sie legen auch Wintervorr­äte (Nüsse) an. Größere Ansammlung­en an gemeinsame­n Schlafplät­zen sind im Winter normal. Zur Brutzeit grenzen die Rabenvögel Brutrevier­e ab und vertreiben Artgenosse­n, die Dichte wird dadurch begrenzt. Sie können in der intensiv genutzten Landschaft besser überleben als andere Arten. Insektenfr­esser und Bodenbrüte­r wie Kiebitz, Braunkehlc­hen und Feldlerche dagegen verschwind­en: Gelege und Junge werden ausgemäht oder die Jungen verhungern, weil die Insekten fehlen.

Krähen und Elstern werden übrigens nach wie vor in großer Zahl mit Bewilligun­g der Bezirksbeh­örden geschossen – das ist auch ein Grund, weshalb die klugen Vögel sich im Siedlungsr­aum sichere Brut- und Schlafplät­ze suchen. Mag. Christine Medicus

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