Paketmann beim Winterfest: Was für ein Arbeitsrhythmus!
SALZBURG. Nicht nur vor Weihnachten sieht man sie täglich herumflitzen: Das Einkaufen per Mausklick im Internet mag den Konsumenten Bequemlichkeit versprechen. Den Paketmännern beschert es Stress. Sie rackern unbemerkt hinter den Kulissen der schönen neuen Shoppingwelt. Wie diese andere Seite aussehen mag, lässt sich derzeit im Salzburger Volksgarten beobachten. Auf der Außenwand des Lkw, der dort parkt, steht die Aufschrift „Pakman“. Drinnen im Laderaum sitzt der Paketbote und schaut durch eine Trennscheibe melancholisch auf die 25 Personen, die sich auf der übrigen Ladefläche ihren Platz suchen. Aber die Pflicht ruft schon wieder: Also beginnt er, Packerl abzustempeln und in den winzigen Publikumsbereich zu befördern, die als Sitze dienen.
Die Idee für sein 20-minütiges Ministück, das am Dienstag beim Winterfest Premiere hatte, fand das belgische Duo Post Uit Hessdalen durch eine Doku über Jobbedingungen beim Onlineriesen Amazon. Mit dem unerbittlichen Arbeitsrhythmus finden Stijn Grupping und Schlagzeuger Frederik Meulyzer allerdings dann einen verblüffend kreativen Umgang.
Wenn der Alarmton signalisiert, dass die Ruhepause aus ist, beginnt Grupping zu jonglieren – nicht mit Packerln, sondern mit Bällen. Zum Ticken der Uhr, die das Tempo diktiert, wirft er die Bälle gegen Wände, lässt sie über Fließband und Boden zurückprallen und schickt sie in immer irrwitzigeren Abfolgen im Kreis. So entstehen virtuose rhythmische Muster, die sein Partner am Schlagzeug noch exakt verdoppelt, bis die Wände wackeln. Erst sitzt der Drummer versteckt hinter einer Paketwand, dann erst wird das präzise Ineinandergreifen von Musik und Jonglage auch sichtbar. Bei dem hypnotischen Groove, den das Duo auf kleinstem Raum erzeugt, bekommt auch der Begriff Workflow eine neue Bedeutung. Auch ohne große Schlusspointe ist das schon ziemlich große Kleinkunst.