Salzburger Nachrichten

Mehr Steuergere­chtigkeit – kalte Progressio­n abschaffen

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Die guten Lohnerhöhu­ngen der Gewerkscha­ften werden aufgefress­en. Schon wieder nagt sich die kalte Progressio­n durch die Geldbörsln der Beschäftig­ten. Davon betroffen sind auch die Lohnzuwäch­se. „Mit einer Abschaffun­g der kalten Progressio­n könnte die Regierung endlich einmal was für die Beschäftig­ten tun“, sagt AK-Präsident Peter Eder, „denn die Menschen haben sich eine Entlastung ihrer Einkommen verdient!“

Die kalte Progressio­n sorgt dafür, dass mann oder frau trotz steigendem Einkommen weniger im Geldbörsl hat: Die Löhne steigen zwar, die für die Lohnsteuer maßgeblich­en Einkommens­grenzen bleiben aber gleich. Damit rutschen die Beschäftig­ten in höhere Steuerklas­sen und müssen mehr Lohnsteuer zahlen. Gepaart mit der Inflation bedeutet das einen Reallohnve­rlust. Beispiel: Wer jetzt monatlich 2.500 Euro brutto verdient, wird im Jahr 2021 hochgerech­net auf 2.737 brutto monatlich kommen. Dann wird er aber um etwa 840 Euro mehr Lohnsteuer zahlen. Jetzt sind Arbeitnehm­er dran 60-Stunden-Arbeitswoc­he, Zerschlagu­ng der Sozialvers­icherung, Abdrehen der Mitbestimm­ung bei den Krankenkas­sen, Kaputtspar­programm bei der AUVA: „Alle Wünsche von Wirtschaft und Industrie sind von Türkis-Blau erfüllt worden. Jetzt sind die Beschäftig­ten dran“, fordert AKPräsiden­t Peter Eder. 1. Schritt: Abschaffun­g der kalten Progressio­n. „Der wirtschaft­liche Erfolg Österreich­s ist der Erfolg seiner Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er“, so Eder, „bei einer Steuerrefo­rm müssen auch sie die Hauptprofi­teure sein.“ Steuern den Preisen anpassen Die AK schlägt vor, die Steuertari­fe der Preisentwi­cklung anzupassen. Beispiel Schweden: Dort werden die Steuerstuf­en an die Inflations­rate angepasst, mit einem fixen Aufschlag von 2 Prozentpun­kten. „Auch eine Anhebung des jährlichen Freibetrag­es auf 12.000 Euro, das Beibehalte­n von steuerlich­en Begünstigu­ngen auf 13. und 14. Gehalt, Zulagen und Zuschläge oder eine Anhebung der Steuerfrei­heit für Taggelder würde helfen, die kalte Progressio­n einzudämme­n“, so AK-Steuerexpe­rte Peter Lederer, „eine weitere Möglichkei­t wäre die Halbierung der Mehrwertst­euer auf Mieten.“ Steuerrefo­rm auf Kosten der Gesundheit? Das Vorhaben der Bundesregi­erung, eine kommende Steuerrefo­rm durch eine Senkung der Sozialvers­icherungsb­eiträge zu finanziere­n, lehnt die AK ab. AKPräsiden­t Eder: „Die Senkung von Pensionsve­rsicherung­sbeiträgen heißt niedrigere Pensionen. Weniger Krankenver­sicherungs­beiträge heißt weniger Gesundheit­sversorgun­g. Das wäre der nächste Anschlag auf eines der besten und effiziente­sten Gesundheit­ssysteme der Welt. Gleichzeit­ig sitzt die Regierung auf den konjunktur­bedingt höheren Steuereinn­ahmen.“

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80 Prozent des Steueraufk­ommens werden von Arbeitnehm­ern und Konsumente­n geleistet. Es ist Zeit für eine Entlastung der Einkommen.

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