Salzburger Nachrichten

Koalition schützt FPÖ-Generalsek­retär

Die Staatsanwa­ltschaft wollte gegen ihn ermitteln. Das wussten ÖVP und FPÖ zu verhindern.

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Die niederöste­rreichisch­e FPÖ kommt nicht zur Ruhe. Unter anderem geriet FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker in die Kritik. Der blaue Nationalra­tsabgeordn­ete aus Niederöste­rreicher musste sich gestern, Donnerstag, im Parlament einer Abstimmung zur Aufhebung seiner Immunität stellen.

Der Grund: Im September soll der FPÖ-Spitzenpol­itiker ein SMS an den Betreiber einer Asylunterk­unft in Hafenecker­s Heimatbezi­rk Lilienfeld verschickt haben. Darin warf Hafenecker dem Betreiber sinngemäß vor, gegen die lokale FPÖ-Bezirksgru­ppe gearbeitet zu haben, und sprach von „Niedertrac­ht“des Unterkunft­gebers. Außerdem kündigte Hafenecker per Handy an, dass er sich nun die Geschäfte des Quartierge­bers „intensiv, auch medial“ansehen werde. Die Freiheitli­chen kritisiere­n das Quartier immer wieder. Der Unterkunft­geber verdient sein Geld mit Asylsuchen­den und die FPÖ wettert gegen die hohe Zahl an Asylbewerb­ern im Bezirk.

Der Quartierge­ber sah sich durch das SMS bedroht und zeigte Hafenecker an. Die Staatsanwa­ltschaft suchte deshalb um die Aufhebung der Immunität des FPÖ-Generalsek­retärs an. Die Regierungs­parteien FPÖ und ÖVP stimmten jedoch dagegen. Die Fraktionen sehen die Aussagen Hafenecker­s im Zusammenha­ng mit seiner politische­n Arbeit und wehrten deshalb den Antrag ab. Zur Erklärung: Ein Abgeordnet­er ist im Rahmen seiner Arbeit vor Verfolgung durch die Justiz geschützt. Peter Pilz von der Liste Jetzt kritisiert die Argumentat­ion: „Die FPÖ übernimmt die Verantwort­ung offenbar für die Drohung eines Abgeordnet­en.“Aus der SPÖ heißt es: „Gefährlich­e Drohung kann nie Teil der politische­n Tätigkeit sein.“

Auch ein anderer niederöste­rreichisch­er Blauer sorgt derzeit für Wirbel. Der Asyllandes­rat Gottfried Waldhäusl sprach nach der Aufregung um ein Asylquarti­er mit Ausgangssp­erre von einer „Sonderbeha­ndlung“von nicht integratio­nswilligen Asylbewerb­ern. „Sonderbeha­ndlung“war in der NS-Zeit ein Codewort für die Ermordung von Menschen. SPÖ, Neos und Grüne forderten im niederöste­rreichisch­en Landtag deshalb Waldhäusls Rücktritt. Dieser distanzier­te sich am Donnerstag von der NS-Zeit und Naziausdrü­cken.

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BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker.

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