Opposition fühlt dem Minister auf den Zahn
WIEN. „Das Ganze ist eine Farce, das wird ein Nachspiel haben“, sagt SPÖ-Geschäftsführer Thomas Drozda zur Bundesmuseencard. Dafür greift der einstige Kulturminister und Generaldirektor der Vereinigten Bühnen zu Mitteln der Opposition, die – anders als die Macht im Chefsessel – mehr über Lästigkeit denn Entscheidungsgewalt wirken: Er brachte am Donnerstag einen Entschließungsantrag sowie eine parlamentarische Anfrage ein.
In dieser Anfrage, die Minister Gernot Blümel (ÖVP) binnen zwei Monaten zu beantworten hat, formuliert Thomas Drozda Details zu dem, was er im SN-Gespräch als Empörung kundtut: „Die Missachtung des Parlaments kann man sich so nicht bieten lassen.“Als mehrere Abgeordnete im Kulturausschuss am 28. November nach Details der Bundesmuseencard gefragt hätten, habe der Minister erwidert, er wisse das noch nicht. Da sei nur „herumgeredet und vertagt“worden. Aber zwölf Tage später, am Montag dieser Woche, präsentierte Blümel mit Direktoren aller Bundesmuseen eine Jahreskarte um 59 Euro für je einen Eintritt in „Haupthäuser“.
Nun will Thomas Drozda vom Minister wissen: Wann und mit welchem Museumsdirektor habe dieser erstmals über eine Jahreskarte gesprochen? Wie viele solcher Gespräche hätten vor dem 28. November stattgefunden? Was kosteten die dafür eingerichtete Homepage und „eine gemeinsame Kassa-Software für die Bundesmuseen“? Welche Modelle seien durchgerechnet worden? Habe man dies mit anderen Modellen verglichen? Etwa jenen in London (freie Dauerausstellungen), Paris (freie Sonntage), Berlin (25 Euro pro Jahr für alle Staatlichen Museen), den Niederlanden (für 59,90 Euro freien oder ermäßigten Eintritt in 400 Museen)?
Auch die Liste Jetzt und deren Kultursprecher Wolfgang Zinggl brachten eine parlamentarische Anfrage mit ähnlichen Punkten ein.
Zudem betont Thomas Drozda über einen Entschließungsantrag seine eigene Forderung, um den Zugang zu Bundesmuseen zu erleichtern: An jedem Sonntag solle der
„Das wird ein Nachspiel haben.“Thomas Drozda, SPÖ-Kultursprecher
Eintritt frei sein. Entgehende Einnahmen seien den Museen aus dem Bundesbudget zu ersetzen. Dies würde schätzungsweise fünf Millionen Euro pro Jahr kosten.
Die von Gernot Blümel vorgestellte Bundesmuseencard kritisiert er scharf: Nur je ein Eintritt in die acht Museen sei so, wie wenn man eine Autobahnvignette anbiete, mit der man pro Jahr nur einmal nach Klagenfurt und einmal nach Innsbruck fahren dürfte. Und da man mit der 59-Euro-Karte nur in „Haupthäuser“dürfe, gelte sie für vieles nicht – wie Unteres Belvedere, 21er-Haus, Weltmuseum, Theatermuseum, Haus der Geschichte Österreich oder Schloss Ambras. Tatsächlich sei dies bloß „ein weiteres touristisches Angebot“.