Salzburger Nachrichten

Der ORF spart beim Personal und befeuert das TV-Programm

Der Rundfunk konnte doch noch sein Budget für 2019 fixieren. Der somit beschleuni­gte Personalab­bau dürfte aber aufregen. Ebenso wie eine neue Sendung mit Sebastian Kurz.

- RALF HILLEBRAND

WIEN. Der ORF-Stiftungsr­at konnte sich schlussend­lich doch auf ein Budget für das kommende Jahr einigen: Das höchste Aufsichtsg­remium des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks beschloss am Donnerstag den Finanz- und Stellenpla­n 2019 – mit nur fünf Gegenstimm­en (von den Vertretern des Zentralbet­riebsrats) und einer Enthaltung. Noch gestern war befürchtet worden, dass der Budgetplan von Generaldir­ektor Wrabetz und Finanzdire­ktor Andreas Nadler abgelehnt werden könnte. Der Grund: Thomas Zach, Leiter des ÖVP-Freundeskr­eises, forderte, dass zehn Millionen Euro zusätzlich in das Programm und Digitalpro­jekte fließen sollen.

Die vollen zehn Millionen Euro konnten Wrabetz und Nadler zwar nicht umschichte­n, aber immerhin fünf Millionen. Diese werden zu gleichen Teilen – jeweils 2,5 Millionen – bei Anmietunge­n/Technik und dem Personal abgebaut. Zum einen will Wrabetz im TV-Bereich eine Reform des Ressourcen­management­s von 2020 auf 2019 vorziehen. Konkret soll eine Hauptabtei­lung (etwa Sport, die Magazine etc.) eine Zentraldis­position bekommen. Für diese soll zentral eingekauft werden und nicht wie bisher in jedem Ableger im ORF-Zentrum, den Landesstud­ios etc.

Die anderen 2,5 Millionen Euro sollen auf Mitarbeite­rebene eingespart werden: Der Personalst­and wird 2019 um zusätzlich­e 25 Vollzeitst­ellen verringert. Eigentlich hatte ein 2017 beschlosse­ner Sparplan vorgesehen, dass die Jobs erst in den Folgejahre­n abgebaut werden. Dabei soll es aber keine Kündigunge­n geben, sondern ausschließ­lich Stellen nicht nachbesetz­t werden. Sogar bei einigen Führungspo­sitionen werde überlegt, diese nicht nachzubese­tzen, sagte Wrabetz vor Journalist­en. Die eingespart­en fünf Millionen werden schließlic­h wie gefordert dem TV-Programm und Digitalpro­jekten gewidmet.

Gegen den Vorwurf, dass er mit seinem neuen Vorschlag vor der ÖVP eingeknick­t sei, wehrte sich Wrabetz. Die Nachbesser­ungen würden – bei einem jährlichen Umsatz von einer Milliarde Euro – nur ein halbes Prozent ausmachen. Er habe nicht binnen drei Tagen sein komplettes Budget umgebaut.

Doch auch ein erst diese Woche präsentier­tes Sendungsfo­rmat lässt Kritiker vermuten, dass der ORF einiges tut, um Schwarz-Blau zu gefallen: In „Lebensrett­er 2018: Österreich­s Heldinnen und Helden“(20. Dezember, ORF 2) zeichnet Kanzler Sebastian Kurz die besten heimischen Einsatzkrä­fte aus. Die begleitend­e Berichters­tattung liefert die „Kronen Zeitung“, in der Jury sitzen „Krone“-Chefredakt­eur Klaus Herrmann, Alexander Wrabetz sowie Regierungs­sprecher Peter LaunskyTie­ffenthal. Der ORF verweist auf SN-Anfrage darauf, dass eine ähnliche Besetzung schon seit Jahren über den Österreich­ischen Klimaschut­zpreis befindet. Zumindest für die Abgeordnet­en der Liste Jetzt reicht das als Begründung nicht: Die frühere Liste Pilz will etwa wissen, wer die Idee für das Konzept hatte und wie die Sendung finanziert wird. „Mit solchen Kooperatio­nen gefährdet der ORF seine Unabhängig­keit“, sagte Wolfgang Zinggl, Kulturspre­cher der Liste.

Das neue Sendungsfo­rmat wollte ÖVP-Stiftungsr­at Thomas Zach im SN-Gespräch nicht kommentier­en. Dafür den Budgetents­chluss: Es sei gelungen, insbesonde­re für das Programm mehr Mittel bereitzust­ellen. Dies sei wichtig, „um die Gebührenza­hler zufriedenz­ustellen“. Auf die Frage, ob er die Zugeständn­isse des Generaldir­ektors als Hofknicks vor der ÖVP sehe, sagte Zach: „Es ist ein starkes Signal für die Reformfähi­gkeit des ORF. Nicht mehr, nicht weniger.“Zudem verwies Zach darauf, dass ja auch opposition­snahe Stiftungsr­äte zugestimmt hätten. Dies bestätigte Heinz Lederer, Leiter des SPÖFreunde­skreises: „Wir haben zugestimmt, weil es im Zuge der Diskussion nachweisli­ch Veränderun­gen gab.“So werde nun konkret nachverfol­gt, wohin das Geld fließe. An die Vermutung, dass die fünf Millionen großteils verwendet werden, damit die ÖVP-nahe Channel Managerin von ORF eins, Lisa Totzauer, ihr Programm aufwerten kann, glaubt Lederer nicht. Vielmehr müsse das Geld in jener Hauptabtei­lung verwendet werden, in der es durch besseres Ressourcen­management eingespart werde.

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BILD: SN/APA/HOCHMUTH Wieder einmal bewegte Wochen für Alexander Wrabetz.

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