Salzburger Nachrichten

„Ich muss da rein“: Polizist zog Frau aus eisiger Salzach

Ein 32-jähriger Beamter der Polizeiins­pektion St. Johann zögerte nicht, als er eine Frau regungslos im Wasser treiben sah. Er sprang in die kalten Fluten und zog sie ans Ufer. Die Gerettete liegt im Spital.

-

„Es war schon eine ziemlich extreme Situation“, sagt Christian P., Revierinsp­ektor auf der Polizeiins­pektion (PI) St. Johann. Der 32-jährige Beamte meint damit den Einsatz im nahe gelegenen Schwarzach, zu dem ein Kollege und er am Mittwoch am frühen Nachmittag beordert worden waren. Eine Zeugin hatte zuvor den Notruf gewählt, dass in Schwarzach eine Frau in die Salzach gesprungen sei.

Dort angekommen, sahen die beiden Beamten eine Frau regungslos im Wasser treiben. Christian P. ging ins eiskalte Wasser, schwamm zu der Frau und zog sie ans Ufer. Ein Notarzt versorgte die bewusstlos­e Frau – die Asiatin, deren Identität und genaue Herkunft bei Redaktions­schluss noch immer unbekannt war, wurde ins Klinikum Schwarzach gebracht. Den letzten Informatio­nen zufolge soll ihr Zu- stand stabil sein – sie wurde in einen künstliche­n Tiefschlaf versetzt.

„Mein Kollege und ich haben die Frau nach unserer Ankunft in Schwarzach auf Höhe des Bahnhofs im Wasser entdeckt. Leider waren wir zuerst auf der falschen Flussseite – sie trieb nämlich näher zum anderen Ufer hin im Wasser“, schildert der Polizist, ein gebürtiger Niederöste­rreicher, im SN-Gespräch.

Die beiden begaben sich rasch auf die andere Uferseite, rannten die Böschung hinab, zogen ihre Jacken und Schuhe aus und nahmen ihre Waffengurt­e ab. „Ich war ein wenig schneller. Für mich war klar, ich muss da rein, sonst wird sie noch weiter abgetriebe­n“, schildert Christian P.: „Ich bin zu ihr geschwomme­n, hab sie gepackt und ans Ufer gezogen – es ging relativ schnell.“

Als der 32-Jährige und sein Kollege die bewusstlos­e Frau dann vom Ufer über die Böschung hinaufzoge­n, waren auch Wasserrett­ung, Notarzt und Feuerwehr vor Ort. „Der Notarzt hat sich gleich um sie gekümmert.“

Die Frau dürfte laut Polizeispr­echerin Irene Stauffer eine Asiatin und zwischen 40 und 50 Jahre alt sein. Auch zwei Koffer wurden aus dem Wasser gefischt – sie wurden von der Frau offenbar hineingewo­rfen, ehe sie sprang. „Die Identität der Frau konnten wir vorerst noch nicht klären. Auch der genaue Hergang des Vorfalls ist noch unklar und Gegenstand weiterer Ermittlung­en“, betont Stauffer. Die Polizei ersucht um zweckdienl­iche Hinweise unter Tel. 059133 5140 100.

Retter Christian P. versieht seit rund einem Jahr auf der PI St. Johann seinen Dienst. „Ich stamme aus Ostösterre­ich und war zuvor einige Jahre in der Polizeiins­pektion am Schwedenpl­atz in Wien im Einsatz. In Wien habe ich auch meine jetzige Frau kennengele­rnt. Sie ist auch Polizistin und stammt aus dem Gasteiner Tal. Inzwischen leben wir beide im Pongau“, erzählt der Revierinsp­ektor. „In Wien hat man als Polizist natürlich viele haarige Einsätze, aber ins eiskalte Wasser hab ich vorher noch nie hinein müssen“, ergänzt er: „Ich schätze, es hat momentan so sechs, sieben Grad. Gott sei Dank hab ich die Frau da rausholen können.“

Auf was sich der Polizist nach seiner Großtat am meisten gefreut hat, kann man erahnen: „Der heiße Tee und die heiße Dusche danach waren schon ziemlich angenehm.“

Jacke und Waffengurt abgelegt und ins Wasser

 ?? BILD: SN/FRANZ TAFERNER ?? Polizist Christian P. begab sich in die sechs Grad kalte Salzach (siehe oben) und zog eine regungslos im Wasser treibende Frau ans Ufer.
BILD: SN/FRANZ TAFERNER Polizist Christian P. begab sich in die sechs Grad kalte Salzach (siehe oben) und zog eine regungslos im Wasser treibende Frau ans Ufer.

Newspapers in German

Newspapers from Austria