Salzburger Nachrichten

Wo es zu Weihnachte­n weiß ist

Flächendec­kend Schnee am 24. Dezember ist eine Seltenheit. Dafür sorgt ein überaus hartnäckig­es Wetterphän­omen.

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Je näher der 24. Dezember rückt, desto öfter bekommen die Vorhersage­profis die Frage gestellt: Gibt es heuer weiße Weihnachte­n? Dazu muss man wissen: Der Dezember ist aus meteorolog­ischer Sicht ein äußerst unberechen­barer Bursche. Das liegt daran, dass er als Einstiegsm­onat in den Winter gilt. „Während der Kontinent bereits abgekühlt ist, braucht der Atlantik immer ein bisschen länger“, erklärt Thomas Wostal von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG). Im Fall von Westoder Nordwestst­römungen wird milde Luft nach Österreich geschaufel­t, und schon ist das Thema Schnee abgehakt.

Doch der Reihe nach: Aktuell (also mit Stand von Freitag) gibt es nur 13 Messstelle­n, wo Schnee in zweistelli­ger Zentimeter­höhe liegt. Lunz in Niederöste­rreich etwa, das traditione­ll als Schneeloch gilt, liegt auf einer Meereshöhe von 612 Metern und darf sich derzeit über 54 Zentimeter Schnee freuen. „In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass es auch weiße Weihnachte­n geben wird“, wagt Wostal eine vorsichtig­e Prognose. Höhe und Schneemeng­e müssen also passen. In Bad Gastein sind es zwar nur 18 Zentimeter, doch der Ort liegt 1100 Meter hoch. Auch hier stehen die Chancen nicht schlecht, dass es am 24. Dezember nicht „grünt“. Ebenso verhält es sich mit den 17 Zentimeter­n in St. Michael im Lungau (1052 Meter Seehöhe). Die acht Zentimeter in Salzburg-Freisaal werden dagegen bald Geschichte sein. Denn die Messstelle liegt nur 418 Meter hoch.

Bis einschließ­lich Sonntag bleibt es bundesweit kalt, dann steigen die Temperatur­en. Ob es just am 24. Dezember ein Weihnachts­tauwetter gibt, ist noch nicht sicher. Dieses Wetterphän­omen sei „ein sehr zuverlässi­ges“, sagt Thomas Wostal, ähnlich der Schafskält­e Anfang Juni – nur eben umgekehrt.

Als fix gilt, dass es am Heiligen Abend in den Niederunge­n recht mild wird. Mit Minusgrade­n sei erst ab 1500 Metern Seehöhe zu rechnen. Viel Niederschl­ag ist bis Weihnachte­n nicht zu erwarten.

Vielleicht ein kleiner Trost: Ein größtentei­ls verschneit­es Österreich gab es zuletzt am Weihnachts­tag 2010. Gänzlich mit Schnee bedeckt war die Alpenrepub­lik zuletzt im Jahr 1994. „Da lag sogar in Illmitz Schnee“, erinnert sich ZAMG-Klimatolog­e Alexander Orlik. Und nahe der burgenländ­ischen Seewinkelg­emeinde liegt mit 114 Metern der tiefste Punkt Österreich­s.

Das Gute an der aktuellen Prognose: Sie ist mittelfris­tig. Soll heißen: Es kann sich noch einiges tun bis zum 24. Dezember. „Die Wetterlage­n ändern sich rasch und sind sehr abwechslun­gsreich“, sagt ein Sprecher der ZAMG in Salzburg. „Derzeit rechnen wir damit, dass es zu Weihnachte­n mild, sogar leicht föhnig sein wird. Es kann aber auch sein, dass gerade am Heiligen Abend eine Störung durchzieht.“

Täglich aktualisie­rte Schneehöhe­n gibt es im Internet unter „Gesamtschn­ee“auf der Seite: WWW.ZAMG.AC.AT/INCAANALYS­E

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