Wenn sich Hellseher irren
Ein drei Meter großes Riesenkaninchen und ein Papagei als Bankräuber: Das waren nur zwei der Prognosen, die im Jahr 2018 nicht eingetreten sind. Auch die Welt ging nicht unter.
Meghan Markles Ex-Freund wird sich bei ihrer Hochzeit mit Prinz Harry vom Kirchturm abseilen und sich einen Boxkampf mit dem Bräutigam liefern – diese Prognose eines Hellsehers für das Jahr 2018 lag ebenso daneben wie die kühne Vorhersage „Deutschland wird Fußball-Weltmeister“.
Die prognostizierte Schwangerschaft der Herzogin von Sussex ist zwar eingetroffen. Aber: „Ein spektakulärer Prognosetreffer sieht anders aus“, meinte die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) in Hessen. „Wie gewohnt, fielen die Weltuntergänge aus und die Katastrophenprognosen waren so schwammig, dass sie nicht zu bewerten waren“, stellte die GWUP fest. Verschiedene Katastrophenszenarien seien zwar erneut ein Schwerpunkt der Vorhersagen gewesen – allerdings oft ganz allgemein oder diffus. „Erdbeben in Asien, Wirbelstürme in der Karibik, Waldbrände in Kalifornien – das alles gibt es in jedem Jahr, ohne genauere Hinweise auf Zeit und Ort sind solche Voraussagen vollkommen wertlos“, sagte Michael Kunkel. Der Mathematiker hat in diesem Jahr knapp 100 Texte aus Büchern, astrologischen Almanachen, von Webseiten sowie YouTube-Videos und Presseartikel für die GWUP unter die Lupe genommen.
Manche Vorhersagen dienten bestenfalls der Belustigung des Publikums, schrieb die GWUP. Ein Beispiel sei „das kanadische Medium Nikki Pezaro“. Die Frau habe unter anderem die Entdeckung eines etwa drei Meter großen Riesenkaninchens, die Geburt einer rosa Kuh in China und einen Banküberfall eines Papageien vorausgesagt.
Kunkel stellte im Laufe der Jahre vor allem eines fest: „Es wird das vorausgesagt, was man kennt und schon einmal erlebt hat.“So habe die Vorhersage von Tsunamis erst nach der Katastrophe zu Weihnachten 2004 mit rund 230.000 Toten begonnen. Attentate auf Päpste sähen die Hellseher erst seit dem Angriff auf Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981 voraus.
Es gebe eine Reihe unseriöser Vorhersagen, die für die eigene Zunft peinlich seien und die die GWUP ruhig durch den Kakao ziehen könne, sagte der Vorsitzende des Deutschen Astrologen-Verbands (DAV), Klemens Ludwig. Aber wenn Kunkel und die GWUP vorurteilsfrei an die Vorhersagen gingen, „müssten sie jedoch merken, dass nicht alles Unsinn war“, behauptete Ludwig. Als Beleg dafür verweist der Astrologe auf zwei seiner eigenen Prognosen von Anfang des Jahres: 2018 werde friedlicher als die vorherigen Jahre, und die neue deutsche Regierung werde auf schwachen Füßen stehen.
Die Astrologie habe keine Belege für ihre Konzepte oder ihre Vorhersagegüte, sagte dagegen Fredi Lang vom Berufsverband Deutscher Psychologen. Der Glaube versetze vielmehr Berge und führe zu allerlei Überzeugungssystemen. Viele Menschen fühlten sich zu solch einfachen Systemen hingezogen, weil sie Unsicherheiten abbauen wollten, Orientierung oder eine positive Antwort auf alle Fragen des Menschen suchten. In ihren persönlichen Vorhersagen bedienten viele Wahrsager das Wunschdenken ihres Gegenübers.