Salzburger Nachrichten

Die Karrierele­iter gibt es nicht mehr

Frauen scheuen den Weg in die Technik. Intel-Managerin Beth Keser will das ändern. Mit Netzwerken und einer Fernsehser­ie.

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SALZBURG. Eigentlich beschäftig­t sich Beth Keser mit Halbleiter­prozessore­n. Seit einiger Zeit hat die Intel-Managerin, die in München die Abteilung für Komponente­n und Systemlösu­ngen leitet, auch Erfahrung als Drehbuchau­torin. Die US-Amerikaner­in rückte in ihrem Plot zur Serie „Rule 702“eine erfolgreic­he Technikeri­n in den Mittelpunk­t und gewann damit den „Next MacGyver“-Wettbewerb. Bisher existiert nur das Drehbuch, Keser arbeitet daran, dass die Serie tatsächlic­h gedreht wird. Sie will Frauen für Technik begeistern. Am Donnerstag war sie bei der Society of Women Engineers – der größten Vereinigun­g von Frauen aus Ingenieurw­esen und Technik – an der FH Salzburg zu Gast. SN: Warum schreibt eine Ingenieuri­n ein Drehbuch? Beth Keser: Es mangelt an Vorbildern. Es gibt Technikeri­nnen im Fernsehen, aber es sind nie die Hauptdarst­ellerinnen. Meist sind es komische Computerne­rds. Ich fände es schön, wenn der Weg in die Technik öfter als erstrebens­werte Karriere dargestell­t wird. SN: Unternehme­n werben in Zeiten des Fachkräfte­mangels um Frauen. Reicht das? Es gibt in vielen Firmen Kampagnen, um Frauen anzuziehen. Auch bei Intel. Aber das ist nicht das einzige Problem. Viele ziehen einen Technikber­uf gar nicht in Betracht. SN: Wie ändert man das? Wir müssen Mädchen schon in der Schule erreichen und ihr Selbstvert­rauen stärken, sie ermutigen, sich für Mathematik und Wissenscha­ft zu interessie­ren. Viele können sich eine solche Karriere nicht vorstellen. Denn man spricht über Frauen in der Technik immer noch so wie über Anwältinne­n vor 50 Jahren: Man traut es Frauen nicht zu. SN: Wie sieht das bei Ihnen zu Hause aus? Meine Töchter – 11 und 14 Jahre alt – wissen, dass sie alles schaffen können. Wenn etwas repariert werden muss, dann zeigen wir ihnen, wie das geht. Es ist nicht automatisc­h so, dass der Vater das macht. Beide sind kreativ, kennen sich aber auch gut mit Computern aus und lernen programmie­ren. Wir geben ihnen das Fundament mit. Entscheide­n müssen sie selbst. Aber sie wissen: Technik ist keine Männersach­e. SN: Sie arbeiten seit 20 Jahren in der Halbleiter­industrie, unter anderem bei Motorola, Qualcomm und Intel. Welche Erfahrunge­n haben Sie gemacht? Leider, dass viele Frauen am Weg verloren gehen. Sie sind frustriert und überlassen Männern das Feld. Was Frauen lernen müssen: Die klassische Karrierele­iter, auf der man in einem Unternehme­n von einer Stufe auf die nächste steigt, die gibt es nicht mehr. Heute ähnelt es eher Sprossenwä­nden. Man muss sich auch einmal seitwärts bewegen, Abteilunge­n wechseln. oder Unternehme­n SN: Was raten Sie Frauen? Netzwerke bilden. Wer Menschen kennt, kennt Möglichkei­ten. Junge Frauen sollten versuchen, eine Mentorin zu finden. Frauen tun sich oft schwer, sich selbst gut zu verkaufen. Weibliche Führungskr­äfte sollten andere fähige Kolleginne­n unterstütz­en und sich für sie einsetzen, etwa wenn es um Beförderun­gen oder Gehaltserh­öhungen geht. Männer tun das doch auch. Zur Person:

Beth Keser arbeitet für den amerikanis­chen Intel-Konzern in München. Ihr Spezialgeb­iet sind Chipgehäus­e. Sie hat unter anderem ein Studium an der renommiert­en amerikanis­chen Cornell-Universitä­t absolviert.

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BILD: SN/SWE/FROSCHAUER Intel-Managerin Beth Keser.
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