„Er ist für uns alle eine Inspiration“
Er kommt nicht richtig aus dem Starthaus, weil er einen steifen Daumen hat, und sein Knie macht ihn zum Sport-Invaliden: Aksel Lund Svindal siegt trotzdem und der Rest applaudiert.
Das donnerstägige Abschlusstraining war vorbei, über den immer schattigen Zielraum von St. Christian legte sich der Dauerfrost, nur Aksel Lund Svindal plauderte immer noch. Über sein lädiertes Knie, über seine Leidenschaft zum Skisport und wie er mit seinem Körper in diesen Tagen umgehen muss. Nach dem Sturz im Abfahrtstraining samt Operation im November hat er einen steifen Daumen, in dem ein Stahlstift steckt. Daher hat er sich selbst eine Schiene gebastelt, die er mit Tapebändern zur Faust formt, um am Start überhaupt Tempo aufzunehmen. Er sprach über seine Angst vor den Schmerzen nach dem Sprung über die Kamelbuckel („Im Vorjahr hat das echt wehgetan, heuer ging es gut“), weil ihm im mannigfach beschädigten Knie die Knorpel fehlten. Er sprach über die Medikamentendosis im Rennen, um keine Schmerzen, aber doch noch einen klaren Kopf zu haben. Und am Ende blieb man etwas ratlos zurück, warum sich jemand so etwas antut.
Die Antwort gab er 24 Stunden später: Der Sieger des Super G auf der Saslong hieß wieder einmal Aksel Lund Svindal, er gewann hier schon zum siebten Mal, zwei Mal in der Abfahrt, fünf Mal im Super G. Wie so oft blieb der Konkurrenz nur die Huldigung. „Wenn ich in der Früh auf den Berg gehe, dann ist Aksel Lund Svindal schon dort. Er hat so viel Leidenschaft für diesen Sport, er ist eine Inspiration für uns alle“, meinte der am Freitag zweitplatzierte Südtiroler Christof Innerhofer, selbst 35 Jahre und nicht auf der Suche nach Vorbildern. Svindal, der sich erst im November zur Fortsetzung seiner Karriere entschlossen hat, bekam gestern schon das rote Trikot des Gesamtführenden übergezogen. „Ich habe die beste Zeit seit meinem Sturz in Kitzbühel“, sagt er grinsend. Der war im Jänner 2016 und kostete ihn damals den sicher geglaubten Gesamt-Weltcup-Sieg. Ist der jetzt ein Thema, ebenso wie der erste Sieg auf der Streif? Svindals Antwort fällt fast philosophisch aus: „Es gibt nur ein Rennen, auf das du dich fokussieren musst, das ist Olympia. Aber warum sollte ich mich selbst limitieren, indem ich jetzt nur an die Abfahrt in Kitzbühel denke?“
Svindal und die Norweger (3. Jansrud, 4. Kilde) gaben der Konkurrenz wieder einmal ein Lehrstück in Sachen Gefühls-Skifahren speziell auf den welligen Ciaslat-Wiesen.
Mit denen kommen die ÖSVFahrer nach wie vor nicht zurecht. „Eine interessante Kurssetzung“, meinte Max Franz (12.) vielsagend. „Nicht gut, nicht schlecht“, fügte Hannes Reichelt (9.) an. Nur Vincent Kriechmayr (12.) war sauer („Das war gar nichts“) und kündigte für die heutige Abfahrt (11.45) „volle Attacke“an.
Neues gibt es in der Causa Stefan Luitz, in der sich ein Kompromiss abzeichnet: Der Beaver-Creek-Sieger wird wohl wegen unerlaubter Verwendung von Sauerstoff disqualifiziert (Hirscher würde den Sieg erben), man verzichtet aber auf ein Dopingverfahren. Sein am Daumen verletzter deutscher Teamkollege Felix Neureuther indes plant sein Comeback für Saalbach.
„Habe meine beste Zeit seit Kitzbühel.“