Es gibt nur wenige Sportler, die etwas zu sagen haben
In der neuen Medienwelt scheuen sich viele Sportvorbilder, ihre Meinung zu äußern. Dabei wäre dies wichtiger als je zuvor.
Wenn sich zwei Vorzeigesportler wie Annemarie Moser und Thomas Geierspichler treffen, dann wird der verbale Austausch zu einem Gipfelgespräch. Das war auch das Motto eines besonderen Interviews inklusive Winter-Wunderland dieser Tage im tief verschneiten Wagrain. Alljährlich bietet ein solches Interview den Auftakt für die Vorarbeiten zur LeonidasSportlerwahl der „Salzburger Nachrichten“, die Anfang April mit der glanzvollen Ehrung abgeschlossen wird. Österreichs Jahrhundertsportlerin und der Behindertensportler des Jahres 2018 hatten sich hoch in einer Gondel über dem Salzburger Land schwebend viel zu sagen. Etwas, was unter den Spitzensportlern zur Seltenheit geworden ist: klare Inhalte zu formulieren zu brennenden Themen, die über den sportlichen Tellerrand hinausgehen. Warum halten sich viele Sportler in diesen Tagen vornehm zurück?
„Das hängt mit der neuen Medienwelt zusammen“, sagt die sechsfache Gesamtweltcupsiegerin aus Kleinarl, „es traut sich doch keiner mehr etwas zu sagen, denn dann wird es sofort in den sozialen Netzwerken hinausgeschickt.“Moser geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ich habe vor den sozialen Netzwerken fast schon Angst.“
Geierspichler, der sich bei vielen Anlässen kein Blatt vor den Mund genommen hat, sieht es ähnlich, schränkt aber ein: „Ich weiß das Internet auch für meine Projekte zu nutzen. Das war es aber schon.“
Die Skepsis vieler Sportlerinnen und Sportler gegenüber der Öffentlichkeit und damit den Medien ist in den letzten Jahren größer geworden. Jeder Punkt, jeder Beistrich scheint heute bei entsprechenden Aussagen wichtig und überbewertet zu sein. Das Anpatzen der Sportlegenden ist leichter geworden. Die Vorbilder vieler Sportfans wollen sich nicht mehr vorführen lassen. Vielleicht nur noch in Anwesenheit von Anwälten antworten. Oder an der Seite von PR-Beratern, die sogar noch die Fragen bei Interviews umformulieren lassen wollen. Bis nur noch ein Skelett des Gesprächs überbleibt.
„Der Respekt vor den Menschen ist durch diese Entwicklung in den sozialen Netzwerken verloren gegangen“, meint Annemarie Moser. Die Aussagen der Olympiasiegerin aus Kleinarl werden heute noch geschätzt, das beweisen viele Wortmeldungen der Skifans vor Ort beim „Gipfelgespräch“diese Woche in Wagrain. Auch Thomas Geierspichler wird in viele Gespräche verwickelt. Der Philosoph unter den Behindertensportlern und Buchautor nimmt sich für alle Zeit. Die Wortmeldungen von Moser und Geierspichler sind begehrt. Das alles ist am 12. Jänner in der „Leonidas-Extra“nachzulesen. Dann, wenn die Wahl zu den besten Sportlerinnen und Sportlern des Landes offiziell beginnt – mit Nominierten, die in diesen Zeiten in der Öffentlichkeit gefordert sind.