Was Eliten verdienen – und was nicht
Ist es legitim, dass jene Vorstände, die die Obuskrise der Salzburg AG verursacht haben, jetzt mit Bonuszahlungen belohnt werden?
Die Finanzkrise vor mittlerweile zehn Jahren und die Flüchtlingskrise 2015: Beides steht exemplarisch für ein Phänomen, das sich bis heute mit Wucht durch Europa zieht: Eine wachsende Kluft zwischen denen „da oben“und dem normalen Volk gräbt sich durch die Gesellschaft. Das Vertrauen in die Politiker und Konzernbosse ist angeschlagen. Der Glaube an ihre Handlungsfähigkeit hat ebenso gelitten wie das Vertrauen in ihre Redlichkeit. Eine Entwicklung, die höchste Achtsamkeit verdient, bedeutet sie doch schleichendes Gift für eine Demokratie.
Einerseits bekommt die Ablehnung der Eliten längst irrationale Züge. Politiker werden pauschal verteufelt. Sogar ihre ordentliche Entlohnung wird in Zweifel gezogen. Für den Umstand, dass ihr Job härter wird, die komplexen Probleme immer weniger Spielraum für substanzielle Lösungen lassen, fehlt im Volk oft jedes Verständnis – was sich dringend ändern muss. Andererseits tun die Eliten viel zu wenig, um dem Vertrauensverlust zu begegnen. Gerade in Grenzfällen müsste sie glaubwürdig klarstellen, dass es sich „die da oben“eben nicht richten und Eigennutz keineswegs an erster Stelle steht. Leider passiert viel zu oft das genaue Gegenteil.
Ein aktueller Anlass führt uns von der großen Welt ins beschauliche Salzburg: Den zwei Vorständen der mehrheitlich Stadt und Land gehörenden Salzburg AG stehen auch für 2018 Bonuszahlungen von bis zu jeweils 90.000 Euro zu – eine satte Aufzahlung von 40 Prozent zum Fixgehalt. Von knapp der Hälfte dieser Summe muss ein Obuslenker leben – das ganze Jahr. Ohne Boni.
Nein, es geht hier nicht um Neidkomplexe. An der Aufzahlung ist nichts zu bekritteln, wenn die Manager gut arbeiten. Ethisch-moralisch fragwürdig wird die Sache aber, wenn der Vorstand wie in diesem Jahr einen Riesenbock geschossen hat. Die Obusflotte, ein zentrales Geschäftsfeld des Landesversorgers, kämpfte gegen den partiellen Zusammenbruch. Scharenweise Ausfälle maroder Busse und chronische Personalengpässe sorgten für einen Ausnahmezustand, der Salzburg über Monate beschäftigte und eine einschneidende Kurskorrektur in diesem Geschäftsfeld erzwang. Entscheidend ist: Die Probleme waren nicht extern verursacht, sondern hausgemacht. Sie kündigten sich lange an – und eskalierten mangels aktives Gegensteuerns der Führung. Weshalb es niemandem erklärbar ist, dass auf diese Führung nun eine Belohnung wartet. Selbst wenn die Kriterien dafür formell erfüllt sind. Selbst wenn die Salzburg AG satte Gewinne schreibt.
Mildernd kann man Vorstandssprecher Leonhard Schitter zugute halten, dass er in der Krise die Führung an sich riss und zuletzt alles unternahm, um die Fehlentwicklungen rasch zu entschärfen. Für den zweiten Vorstand Horst Ebner, der bis Herbst für die Verkehrssparte zuständig war, gilt diese Milderung nicht.
Wie gesagt: Die Boni sind vertraglich vereinbart und damit besteht Rechtsanspruch. Die Manager können sich also auf einen formalrechtlichen Standpunkt zurückziehen. Agieren sie klug und weitsichtig, werden sie das aber nicht tun. Denn sie führen öffentliche Unternehmen und tragen damit nicht nur betriebswirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung. Und wenn sie diese ernst nehmen, können sie die Boni nach der eigenverschuldeten Obuskrise nicht in die eigene Tasche stecken.
Auch die als Eigentümer verantwortliche Politik ist gut beraten, in der Frage aktiv zu werden. Es braucht eine Lösung, die keinen weiteren Nährstoff dafür gibt, dass „die da oben“stets ihren eigenen Nutzen suchen. Es braucht ein Signal lebendiger Selbsthygiene in einer schwächelnden Demokratie. Ein Zeichen, das in Zeiten wie diesen dringend nötig wäre.