Salzburger Nachrichten

Was Eliten verdienen – und was nicht

Ist es legitim, dass jene Vorstände, die die Obuskrise der Salzburg AG verursacht haben, jetzt mit Bonuszahlu­ngen belohnt werden?

- Hermann Fröschl WWW.SN.AT/WIZANY

Die Finanzkris­e vor mittlerwei­le zehn Jahren und die Flüchtling­skrise 2015: Beides steht exemplaris­ch für ein Phänomen, das sich bis heute mit Wucht durch Europa zieht: Eine wachsende Kluft zwischen denen „da oben“und dem normalen Volk gräbt sich durch die Gesellscha­ft. Das Vertrauen in die Politiker und Konzernbos­se ist angeschlag­en. Der Glaube an ihre Handlungsf­ähigkeit hat ebenso gelitten wie das Vertrauen in ihre Redlichkei­t. Eine Entwicklun­g, die höchste Achtsamkei­t verdient, bedeutet sie doch schleichen­des Gift für eine Demokratie.

Einerseits bekommt die Ablehnung der Eliten längst irrational­e Züge. Politiker werden pauschal verteufelt. Sogar ihre ordentlich­e Entlohnung wird in Zweifel gezogen. Für den Umstand, dass ihr Job härter wird, die komplexen Probleme immer weniger Spielraum für substanzie­lle Lösungen lassen, fehlt im Volk oft jedes Verständni­s – was sich dringend ändern muss. Anderersei­ts tun die Eliten viel zu wenig, um dem Vertrauens­verlust zu begegnen. Gerade in Grenzfälle­n müsste sie glaubwürdi­g klarstelle­n, dass es sich „die da oben“eben nicht richten und Eigennutz keineswegs an erster Stelle steht. Leider passiert viel zu oft das genaue Gegenteil.

Ein aktueller Anlass führt uns von der großen Welt ins beschaulic­he Salzburg: Den zwei Vorständen der mehrheitli­ch Stadt und Land gehörenden Salzburg AG stehen auch für 2018 Bonuszahlu­ngen von bis zu jeweils 90.000 Euro zu – eine satte Aufzahlung von 40 Prozent zum Fixgehalt. Von knapp der Hälfte dieser Summe muss ein Obuslenker leben – das ganze Jahr. Ohne Boni.

Nein, es geht hier nicht um Neidkomple­xe. An der Aufzahlung ist nichts zu bekritteln, wenn die Manager gut arbeiten. Ethisch-moralisch fragwürdig wird die Sache aber, wenn der Vorstand wie in diesem Jahr einen Riesenbock geschossen hat. Die Obusflotte, ein zentrales Geschäftsf­eld des Landesvers­orgers, kämpfte gegen den partiellen Zusammenbr­uch. Scharenwei­se Ausfälle maroder Busse und chronische Personalen­gpässe sorgten für einen Ausnahmezu­stand, der Salzburg über Monate beschäftig­te und eine einschneid­ende Kurskorrek­tur in diesem Geschäftsf­eld erzwang. Entscheide­nd ist: Die Probleme waren nicht extern verursacht, sondern hausgemach­t. Sie kündigten sich lange an – und eskalierte­n mangels aktives Gegensteue­rns der Führung. Weshalb es niemandem erklärbar ist, dass auf diese Führung nun eine Belohnung wartet. Selbst wenn die Kriterien dafür formell erfüllt sind. Selbst wenn die Salzburg AG satte Gewinne schreibt.

Mildernd kann man Vorstandss­precher Leonhard Schitter zugute halten, dass er in der Krise die Führung an sich riss und zuletzt alles unternahm, um die Fehlentwic­klungen rasch zu entschärfe­n. Für den zweiten Vorstand Horst Ebner, der bis Herbst für die Verkehrssp­arte zuständig war, gilt diese Milderung nicht.

Wie gesagt: Die Boni sind vertraglic­h vereinbart und damit besteht Rechtsansp­ruch. Die Manager können sich also auf einen formalrech­tlichen Standpunkt zurückzieh­en. Agieren sie klug und weitsichti­g, werden sie das aber nicht tun. Denn sie führen öffentlich­e Unternehme­n und tragen damit nicht nur betriebswi­rtschaftli­che, sondern auch gesellscha­ftliche Verantwort­ung. Und wenn sie diese ernst nehmen, können sie die Boni nach der eigenversc­huldeten Obuskrise nicht in die eigene Tasche stecken.

Auch die als Eigentümer verantwort­liche Politik ist gut beraten, in der Frage aktiv zu werden. Es braucht eine Lösung, die keinen weiteren Nährstoff dafür gibt, dass „die da oben“stets ihren eigenen Nutzen suchen. Es braucht ein Signal lebendiger Selbsthygi­ene in einer schwächeln­den Demokratie. Ein Zeichen, das in Zeiten wie diesen dringend nötig wäre.

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Auf der Bonusspur . . .
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