Salzburger Nachrichten

Ein Filmteam forscht nach Eugen Grill

Die Eugen-Grill-Werke in Hallein waren der größte Rüstungsbe­trieb Salzburgs während des Dritten Reichs. Grills Urenkel recherchie­rt für einen Film.

- M. Gauthier Zeitter, Regisseur

HALLEIN. Im „Grünen Zimmer“im Halleiner Keltenmuse­um hat sich das dreiköpfig­e Team von Victus Films München ausgebreit­et. Der Raum wird ausgeleuch­tet, die Kamera steht am Stativ. Historiker Wolfgang Winterstel­ler nimmt für einige Aufnahmen Platz. Der pensionier­te Gymnasiall­ehrer hat 2011 mit drei weiteren Autoren das Buch „Die Eugen-Grill-Werke in Hallein. Der größte Rüstungsbe­trieb im Land Salzburg während des Dritten Reichs“geschriebe­n.

Winterstel­ler war sofort bereit, die jungen Filmemache­r mit Informatio­nen zu unterstütz­en. So erzählt er etwa über die GrillStoll­en, die ab 1944 errichtet wurden, um die Produktion ins Unterirdis­che zu verlagern. „Verbaut wurde eine Fläche von 8000 Quadratmet­ern, eigentlich hätten es sogar 25.000 Quadratmet­er werden sollen.“Diese Stollen sind bis heute vorhanden, jedoch nicht zu besichtige­n. Der Historiker weiß viel über das Unternehme­n. „Zur Person Eugen Grill haben wir aber nicht weiter recherchie­rt“, sagt Winterstel­ler.

Genau da soll eine Dokumentat­ion anschließe­n: Wer war der Stuttgarte­r Eugen Grill, der 1940 die alte Tabakfabri­k in Hallein kaufte und daraus einen Rüstungsbe­trieb machte? Regisseur Maximilian Gauthier Zeitter ist Grills Urenkel und möchte die eigene Familienge­schichte filmisch aufarbeite­n. „Über Eugen Grill als Privatpers­on ist kaum etwas bekannt“, sagt der 25-Jährige. In der Familie sei wenig über ihn sowie den Zweiten Weltkrieg gesprochen worden.

Eine Tochter war Doris Grill, ob es weitere Geschwiste­r gab, weiß Gauthier Zeitter nicht. „Meine Großmutter erzählte kaum etwas über ihren Vater. Sie erinnerte sich jedoch daran, dass Adolf Hitler ihr über den Kopf gestreiche­lt hat, als sie ein Kind war.“2007 verstarb die Großmutter.

Was passierte nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit Eugen Grill? „Er soll ein liebevolle­r Großvater und charismati­scher Lebemann gewesen sein. In den 60er-Jahren dürfte er in Stuttgart verstorben sein. Meine Mutter war damals noch sehr klein“, erzählt Gauthier Zeitter.

Was bekannt ist: Hunderte Zwangsarbe­iter waren in den Grill-Werken beschäftig­t. Historiker Winterstel­ler fand eine Liste mit insgesamt 869 Namen. Ein solches Schicksal soll im Film ebenfalls beleuchtet werden. Denn auch Kunststude­nt Simon Pröbstl ist Teil des Filmteams. Sein Großvater Hans Roder war KZ-Häftling in Dachau und arbeitete als Zwangsarbe­iter. Wo genau, ist unklar. Ein Schild mit der

„Meine Oma erinnerte sich, dass Hitler ihr über den Kopf streichelt­e.“

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