Wer zieht künftig die Fäden?
ler und vier weitere Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet. „Das war der schlimmste Tag meines Lebens.,“
Das Theater sei schuldenfrei, „aber ohne Unterstützung schaffen wir es nicht mehr“, erklärt Heuberger, die seit 19 Jahren die Geschäfte in der GmbH führt. Seit dem Tod von Prinzipalin Gretl Aicher 2012 leitet die 67Jährige die Geschicke des Theaters allein. Aicher hat ihr die Puppen und Rechte vermacht. „Ich muss diese fantastische Welt und diese Kunst beschützen“, sagt sie.
Die Spieler seien das Herz des Theaters. Sie schnitzen auch die Puppen, reparieren sie und nähen die Kostüme. Jährlich fallen 700.000 Euro Personalkosten an. Dazu kommt die Miete an die Stiftung Mozarteum. Mit den Einnahmen aus dem Kartenverkauf und den Tourneen können nur 70 Prozent der Kosten gedeckt werden. Die Auslastung beträgt knapp 40 Prozent. Finanzspritzen von Mäzenen halfen immer wieder, aber nicht langfristig.
Auslandstourneen seien kostspielig, klagt Heuberger. „Wir müssen das Hotel immer öfter selber bezahlen.“Auch die Fracht werde immer teurer. Schaffe man es, die Auslastung auf 60 Prozent zu steigern, schaue die Welt schon ganz anders aus. Für neue, moderne Produktionen oder etwa ein Festival fehle das Geld. Außerdem fehle dem Theater ein Mitarbeiter, der sich nur um das Marketing kümmere. „Wir müssen in den Leuten Lust auf das Marionettentheater wecken und sie überzeugen, dass wir nicht nur ein Theater für Kinder sind.“
Um die Schließung abzuwenden, hofft Heuberger auf jährlich je 150.000 Euro Subvention von Land und Stadt Salzburg. LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) und Vizebgm. Bernhard Auinger (SPÖ) bekennen sich klar zur Unterstützung des Theaters, knüpfen eine Subvention aber an Bedingungen. Ihnen schwebt eine enge Zusammenarbeit mit dem Landestheater vor. Schon jetzt kooperieren die beiden Theater bei Gemeinschaftsproduktionen.
Synergien böten sich beim Marketing und beim Ticketverkauf an, meint Auinger. „Man könnte die kaufmännische Führung vertraglich dem Landestheater übertragen, Frau Heuberger könnte sich auf das Künstlerische konzentrieren.“Es gelte auszuloten, ob das Marionettentheater eine eigene Gesellschaft bleiben könne oder als Sparte des Landestheaters geführt werde.
Bisherige Gespräche mit Heuberger brachten kein Ergebnis. Schellhorn verweist auf die „vorbildliche Kooperation“zwischen dem Keltenmuseum in Hallein und dem Salzburg Museum. Das Keltenmuseum wird je zur Hälfte von der Stadt Hallein und dem Land subventioniert. 2012 trat ein Betriebsführungs- und Kooperationsvertrag mit der Salzburg Museum GmbH in Kraft. Rechtlich sei das Keltenmuseum selbstständig, sagt Schellhorn. Dieses Modell sei auch für das Marionettentheater denkbar. „Der Ball liegt bei Heuberger.“
Als Vorsitzender bringt Schellhorn die Angelegenheit nächste Woche im Ausschuss des Landestheaters zur Sprache. Das Landestheater soll die Rahmenbedingungen für eine mögliche Zusammenarbeit ausloten. „Ich hoffe sehr, dass wir mit Frau Heuberger gemeinsam eine Lösung finden“, sagt Auinger.
Auch Stadtchef Harald Preuner (ÖVP) will das Theater unbedingt bewahren. „Wir brauchen aber ein zukunftsfähiges Konzept, in das wir mit gutem Gefühl Geld hineinstecken können.“
Heuberger will auf jeden Fall die Eigenständigkeit des Theaters bewahren. „Wir haben hier in Salzburg ein Kleinod, auf das wir stolz sein können.“Seit 2016 gehören die Marionetten zum Weltkulturerbe. Zu verdanken ist das der einzigartigen Spielweise. Die Puppen werden so virtuos wie ein Instrument.
„Vielleicht sind wir mit unserem Theater aus der Zeit gefallen und passen nicht mehr hinein“, sagt Heuberger nachdenklich. „Wen interessiert heute noch, ob Elfen durch den Wald fliegen?“Immer wieder sehe sie Leute weinend aus Vorführungen kommen. gespielt Das wertet sie als Zeichen, dass die Menschen sehr wohl das Bedürfnis hätten, sich vom Puppenspiel verzaubern zu lassen.
Immer wenn Heuberger im Theater an der Vitrine mit den Figuren vorbeigeht, die Gründer Anton Aicher geschaffen hat, bleibt sie stehen und staunt. Einer ihrer Lieblinge ist der Postler. Mit nach innen gedrehten Füßen steht er wie ein Tölpel da. Beflissen und zugleich ein bisserl einfältig schaut er drein. „Ich sehe ihn vor mir, wie er mit der Post von Haus zu Haus geht und überall ein Schnapserl trinkt.“
Einmal durfte Heuberger die therapeutische Wirkung der Puppen erleben. Bei einem Besuch in der Volksschule Lehen habe ein traumatisiertes Flüchtlingsmädchen, das nicht gesprochen habe, zu reden begonnen.