Klimagipfel dürfte länger dauern
Am Stand der Verhandlungen haben Klimaschützer und Hilfsorganisationen viel auszusetzen.
Im Endspurt des UNOKlimagipfels deutet viel darauf hin, dass die Unterhändler aus fast 200 Staaten in die Verlängerung müssen. Zwar legte die polnische Präsidentschaft in Kattowitz am Freitag einen 144-seitigen Entwurf für ein Gipfelergebnis vor. An diesem gab es aber reichlich Kritik, wichtige politische und technische Fragen waren noch ungelöst.
Auf der Konferenz geht es seit knapp zwei Wochen um die praktische Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und damit die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, möglichst 1,5 Grad – verglichen mit der vorindustriellen Zeit. Um das zu schaffen, müssten die Staaten schon bald sehr viel weniger Treibhausgase ausstoßen als bisher.
Auf der Tagesordnung der Klimadiplomaten stehen viele technische Details, etwa wie genau Staaten über ihre Pläne und Einsparungen berichten müssen. Aber auch politische Signale sind heftig umkämpft. 1,5-Grad-Ziel Wissenschafter aus aller Welt haben einen Bericht vorgelegt, demzufolge die Erderwärmung mit radikalen Maßnahmen noch auf 1,5 Grad Celsius begrenzt werden kann – und dringend sollte, denn zwei Grad hätten noch drastischere Folgen für Artensterben, Extremwetter, Gesundheit und den Anstieg des Meeresspiegels. Umstritten ist, wie prominent der Gipfel diesen 1,5-Grad-Bericht hervorhebt und welche Schlussfolgerungen gezogen werden. Die USA, Russland und Saudi-Arabien blockieren. Verschmutzungsrechte Insider sprechen nur vom „Kapitel 6“. Darin geht es um einen Marktmechanismus für das Recht auf Treibhausgas-Ausstoß. Staaten können sozusagen mit Verschmutzungsrechten handeln, denn für das Weltklima ist es egal, wo die Treibhausgase herkommen und wo sie eingespart werden. Wichtig ist aber, dass nicht geschummelt werden kann. Klimaschäden Ein weiterer Streitpunkt ist das Thema Schäden und Verluste durch den Klimawandel. Die ärmeren und stärker betroffenen Staaten kämpfen darum, diese eindeutig anzuerkennen und in die Berichte der Staaten als eigene Kategorie mit aufzunehmen. Die Industriestaaten dagegen fürchten, sie könnten quasi haftbar gemacht werden. Dass Verluste und Schäden in den Entwürfen in eine Fußnote gerutscht sind, empört Hilfsorganisationen. Finanzhilfen Die Angebote der reichen Staaten seien ein „grausamer Witz“angesichts der immensen Schäden, die Dürren, Hochwasser und Stürme schon jetzt anrichteten, betonten NGOs. In den vorliegenden Entwürfen werde nicht klar festgehalten, wie die schon länger zugesagten 100 Milliarden Dollar pro Jahr ausbezahlt würden und welche Transfers dabei mitzählen sollen.
Dem von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg begonnenen Protest „Schulstreik fürs Klima“folgten am Freitag Hunderte deutsche Schüler. Unter anderem in Berlin, Göttingen, Kiel und Köln riefen Schüler im Netz dazu auf, zu protestieren, anstatt in die Schule zu gehen. „Es ergibt für uns keinen Sinn, für die Zukunft zu lernen, wenn wir vielleicht keine haben“, sagte einer der Initiatoren, die endlich Taten zur Eindämmung der Treibhausgase fordern.